Nibelungen Kurier: Ein teuer erkaufter 3:1-Sieg der Wormatia gegen Frankfurt
06.10.2012Nach einem brutalen Foul des Eintracht-Keepers Erman Muratagic musste Adam Jabiri mit einem offenen Waden- und Schienbeinbruch vom Platz getragen werden
Daniele Toch (Mitte) sorgte zehn Minuten vor dem Schlusspfiff für das 3:1 des VfR Wormatia gegen die U23 des Bundesligisten Eintracht Frankfurt.
VON KLAUS DIEHL Es war die 61. Spielminute als der
überragend spielende Adam Jabiri frei auf das Eintracht-Tor zu lief und
vom herauseilenden Gästekeeper Erman Muratagic
kurz vor dem
Strafraum mit beiden Füßen rücksichtslos zu Boden geschickt wurde.
Großer Schock für die hinzu eilenden Wormatia-Mitspieler, sah doch die
Verletzung sehr böse aus. Nach einigen Minuten Behandlung auf dem Platz
konnte der Wormate vom Platz getragen und an der Seitenlinie weiter
behandelt werden. Mit aufmunterndem Beifall der Zuschauer und einem
kurzen Wink von Adam Jabiri, wurde der Spieler in das Wormser Klinikum
gebracht. Dort wurde ein Schien- und Wadenbeinbruch, dazu mit offener
Wunde bestätigt und der Spieler noch am Freitagabend operiert.
Es
versteht sich von selbst, dass der Eintracht-Keeper die Rote Karte sah.
Ihm gar Absicht zu unterstellen, wäre sicherlich emotional. Doch wer
mit beiden Füßen voraus dem Gegner so in die Beine fährt, der nimmt die
Gefahr einer schweren Verletzung des Gegners billigend in Kauf. Da
bleibt nur die Frage: Wie viel Pech haben die Wormatia-Angreifer in
dieser Saison noch? Da konnte man den sehr mitgenommen wirkenden
Wormatia-Coach Ronny Borchers verstehen, dass er sich
verständlicherweise bei der Pressekonferenz nicht in der Lage sah, ein
Statement zu diesem Spiel abgeben zu können. Er war genauso sichtlich
betroffen wie alle seine Spieler, die nach dem Schlusspfiff zwar ihren
Fans Beifall zollten, aber in ihren Gesichtern deutlich der Schock und
Traurigkeit anzusehen war.
Gästetrainer Alexander Schur, viele
Jahre für die Adlerträger aus Frankfurt in der Bundesliga spielend,
fühlte sich wie auf dem Weg zum Schafott. Er muss sich aber nachsagen
lassen, dass seine Spieler nach Wiederanpfiff wohl etwas zu
übermotiviert, auch noch nach diesem bedauerlichen Zwischenfall, zur
Sache gingen. Besonders als Max Mehring, der aus Osthofen stammt, in der
57. Minute der Anschlusstreffer zum 1:2 gelang. Mit vier gelben Karten
in kurzer Folge von der gut leitenden Schiedsrichterin Christine
Baitinger (Friesenheim) bedacht, konnten sie sich wahrlich nicht
beschweren. Man kann in der Halbzeitpause nicht in eine Gästekabine
schauen, doch dürfte es dort laut zugegangen sein. Grund war wohl der
Foulelfmeter unmittelbar vor der Halbzeitpause, als Martin Röser über
rechts mit vollem Tempo in den Strafraum eindrang und vom Eintrachtler
Andree Friess gelegt wurde. Bevor Tim Bauer in bewährter Manier den
Strafstoß zum 2:0 einschießen konnte, gab es Tumulte an der Seitenlinie
der Gäste. Besonders Eintracht-Trainer Schur konnte sich überhaupt nicht
über den nach seiner Auffassung unberechtigten Strafstoß beruhigen und
sah auf dem Weg in die Halbzeitpause – ebenso ein Betreuer – die Rote
Karte. Beide mussten daher die zweiten 45 Minuten von der Tribüne aus
beobachten. Auch die Eintracht-Spieler waren auf dem Weg in die Kabine
sichtlich angefressen, doch glücklicherweise ließen sich die Wormaten
nicht provozieren.
Das Spiel begann mit einer Schrecksekunde auf
Wormatia-Seite, denn fast vom Anpfiff weg hatten die Gäste so etwas wie
eine Chance zur Führung. Dem folgte bereits vier Minuten später die
erste und mit Erfolg gekrönte Aufregung vor dem Eintracht-Tor, die auch
gleich die 1:0-Führung für die Wormaten mit sich brachte. Adam Jabiri
und sein Sturmpartner Scipon Bektasi, die gut zusammen harmonierten,
hatte sich den Ball erobert und seinem Sturmpartner aufgelegt der
klasse vollendete. Das Spiel der Wormaten in den ersten 45 Minuten war
nicht so schlecht, wie dies mancher gesehen haben will. Adam Jabiri per
Freistoß und bei einem Kopfball, hatte durchaus die Möglichkeit, die
Führung weiter auszubauen. In der 38. Minute nagelte Benjamin Himmel
einen 20 Meter-Distanzschuss an die Querlatte des Eintracht-Tores.
Dazwischen aber Glück auf Wormatia-Seite, als der beste Frankfurter,
Sven Hassler, nur das Außennetz traf. Wormatia-Keeper Kevin Knödler war
aber bereits in der kurzen Ecke präsent.
Nach Wiederanpfiff, wie
eingangs geschildert, bestimmten die nun sehr aggressiven und sichtlich
übermotivierten Adlerträger das Spiel und kamen nach zwei vergebenen
Chancen durch Hassler, der an Kevin Knödler scheiterte, sowie nach einem
Fehler von Sandro Rösner, in der 57. Minute zum 1:2-Anschlusstreffer.
Nach dem bedauerlichen aber absolut unnötigen und brutalen Foul an Adam
Jabiri in der 61. Minute, waren die Wormatia-Spieler sichtlich so
geschockt, auch über das weitere harte Einsteigen der Frankfurter, dass
man nur noch darauf aus sein konnte, den Vorsprung über die Zeit zu
bringen. Dennoch sollte ein Sahnehäubchen gar für den 3:1-Sieg in der
80. Spielminute sorgen. Daniele Toch war es, der einen schnellen Konter
über die linke Seite ansetzte, sich von keinem Gegenspieler mehr
aufhalten ließ und den Ball in das rechte Eck des Frankfurter Tores
versenkte. Ob man dieses Tor als ein Zeichen von Gerechtigkeit
bezeichnen kann, ist angesichts der schweren Verletzung von Adam Jabiri
unwesentlich.
Es spricht zwar für den Eintracht-Trainer
Alexander Schur, dass er diese Verletzung bedauerte. Sich aber immer
noch über den Elfmeter zum 2:0 für die Wormaten und seinen daraus
folgenden persönlichen Strafen aufzuregen, war unnötig. Sein Statement,
dass Wormatia nur aufgrund von Fehlern seiner Elf gewann, ist man ja bei
Gästetrainern in den letzten Wochen gewöhnt. Zehn Punkte aus den
letzten vier Spielen sagen eigentlich etwas anderes aus. So schön der
Erfolg angesichts der personellen Probleme in Wormatias
Offensivabteilung ist, dadurch die schwere Verletzung von Adam Jabiri
ist das nicht aufzuwiegen. Den Wünschen für eine baldige Genesung des
Wormaten schließt sich auch die NK-Sportredaktion an.