Rhein Zeitung: SC Idar: Auswärtsserie im "Männerspiel" weiter ausgebaut

21.10.2012

Worms – Die Auswärtsserie des SC Idar-Oberstein hat auch in Worms gehalten. Die Mannschaft von Trainer Sascha Hildmann trotzte der Wormatia in deren EWR-Arena ein 0:0 ab und hat jetzt 15 Punkte auf dem Regionalliga-Konto.

Es kommt recht selten vor, dass Ergebnisse ziemlich genau die Geschehnisse auf dem Rasen abbilden. Dieses torlose Unentschieden allerdings erscheint wie eine mathematisch korrekte Lösung auf gleich zwei Fußball-Formeln.

Formel A: Tore fallen nach Fehlern: Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Zuschauer (in Worms waren 1340) keine Treffer sehen, wenn die Mannschaften keine Fehler machen. Und tatsächlich blieben die Defensiven beider Klubs 90 Minuten lang weitgehend Herr der Lage. Beide Mannschaften agierten sehr kompakt, sehr diszipliniert und präsentierten sich zweikampfstark. Die Folge: Klare Torgelegenheiten blieben Mangelware. Lediglich eine der Marke "Riesengroß" verzeichneten beide Teams jeweils. Für den SC scheiterte Jan Stutz nach 33 Minuten, nachdem Patrick Stumpf und Tim Schwartz mit aggressivem Pressing einen Wormatia-Fehler geradezu erzwungen hatten. Stutz kam im Strafraum in Ballbesitz, schloss aber halbhoch ab, sodass Kevin Knödler im Wormser Tor wenig Probleme hatte, die Kugel zu parieren (33.).

Die größte Wormser Chance entstand aus einem Konter drei Minuten vor Schluss. An dessen Ende lief Kevin Feucht von halb rechts alleine auf SC-Torwart Nico Adami zu. Doch statt zu schießen, entschied er sich für den Querpass, den Michael Lehmann in letzter Sekunde zur Ecke grätschte (87.). Ansonsten besaßen beide Mannschaften einige Situationen, in denen Tore fallen können, die gemeinhin aber nicht als hundertprozentige Möglichkeiten bezeichnet werden.

Formel B: Unentschieden gibt es, wenn eine Hälfte an Team X geht und eine Hälfte an Team Y:

Die Verteilung der Eckbälle gibt nicht immer die korrekten Kräfteverhältnisse auf dem Feld wieder. In Worms taugte dieser Indikator aber. Der SC hatte vier Ecken, und zwar alle in Hälfte eins. Worms hatte sechs Ecken – sämtliche im zweiten Abschnitt, und vier davon in den ersten 15 Minuten dieser Hälfte.

Tatsächlich gehörten die ersten 45 Minuten dem SC Idar-Oberstein. Ja, diese erste Hälfte war geradezu typisch für den SC unter Hildmann. Die Spieler bildeten eine äußerst kompakte Defensiveinheit, die je nach Bedarf und Situation mal höher, mal tiefer stand und entsprechend attackierte. Der SC verstand es meist, die Wormser Angriffsversuche durch die Mitte zu lenken. Dort aber räumten Tim Schwartz und noch viel augenfälliger Lehmann ab. Der Kapitän bot bei seinem Comeback eine überragende Leistung und entschied praktisch alle Duelle, egal ob am Boden oder in der Luft, zu seinen Gunsten. Bei Ballbesitz schaltete der SC ordentlich um und spielte sich nach vorne – oft über rechts, über Holger Knartz, der seit Wochen schon in bestechender Form ist. "Wir hatten viel Ballbesitz und haben gut Fußball gespielt", lobte Hildmann und ergänzte: "Wir wollten so Chancen kreieren, und auch das ist uns zum Teil gelungen." Abgesehen von Stutz' Großgelegenheit verpasste Patrick Stumpf eine ziemlich gute Schussgelegenheit im Strafraum (6.), doch ansonsten fehlte meistens die Krönung für den starken Auftritt – der Torabschluss oder der letzte Pass. Recht gefährlich waren zwei Fernschüsse, einer von Lehmann (16.), einer von Eugen Vetter (39.), die Knödler aber sicher parierte. Die Hausherren fielen vor dem Idarer Tor eigentlich nur auf, als Adami Younes Bahssou anschoss und die Kugel ins Toraus sprang (35.), und als Tim Bauers 18-Meter-Schuss am Kasten vorbeizischte (45.).

Das Bild wandelte sich im zweiten Abschnitt. Vom Anpfiff weg gab die Wormatia Gas. "Wir haben richtig gepfeffert", fand Ronny Borchers, der Wormser Coach, und Hildmann sagte: "In der zweiten Hälfte war es ein "Männerspiel", sehr intensiv mit viel Brisanz und sehr spannend." Tatsächlich geriet der SC 15 Minuten lang gehörig unter Druck. 15 Minuten, in denen er sich kaum vernünftig befreien konnte und in denen die Wormatia eine Serie von Eck- und Freistößen hatte. Was allerdings auch den Wormsern fehlte, das war die klare Torchance. Außer bei Daniele Tochs Strich, der aus 20 Metern knapp übers Tor flog, lag kein Treffer in der Luft. Ein Indiz dafür, dass der SC dem Druck gerade im Abwehrzentrum standzuhalten vermochte.

Ab der 65. Minute wurde das Spiel dann auch richtig spannend. Zum einen, weil Worms weiter Druck ausübte, zum anderen aber auch, weil der SC sich jetzt nicht ausschließlich aufs Verteidigen verlegte, sondern auch offensive Nadelstiche zu setzen versuchte. Die Einwechslung von Eric Wischang (60.) war dafür ein Grund. Gleichwohl musste der SC-Anhang durchatmen, als Feucht den Ball am langen Pfosten drüber schoss (76.). Aber auch die Wormatia sah der Niederlage ins Auge. In der 89. Minute flankte Knartz, aber zunächst wienerte Ferhat Gündüz acht Meter vor dem Tor mit seinem schwächeren linken Fuß über den Ball, und dann verfehlte Simon Maurer den Kasten nur knapp.

Letztlich blieb es also beim 0:0, und warum es tatsächlich eines der besseren Sorte war, erklärte der sechsmalige Nationalspieler Borchers: "Das Tempo in diesem Spiel war richtig hoch." Und gerecht war das Remis sowieso – Sie wissen schon, wegen der Formeln…