FuPa.net: Eine gute Halbzeit reicht nicht

04.09.2016

MARBURG. Der kurze Erfolgsweg des SC Teutonia Watzenborn-Steinberg in der Regionalliga Südwest ist erst einmal gestoppt. Am Samstag unterlag der Aufsteiger im Marburger Georg-Gaßmann-Stadion, in das man ausweichen musste, weil das Wetzlarer Stadion wegen des Brückenfestes belegt war, Wormatia Worms mit 0:1 (0:0) durch einen Treffer von Florian Treske.

Nach dem überzeugenden 2:1-Sieg gegen Kickers Offenbach und dem 1:1 beim Drittliga-Absteiger VfB Stuttgart II sah es auch am Samstag zumindest eine Halbzeit so aus, als ob das Team von Interimscoach Gino Parson, der die Betreuung nach dem Rücktritt von Daniel Steuernagel für vorerst zwei Partien übernommen hat, ein weiteres Erfolgserlebnis feiern könnte.

Doch nach überlegen geführtem ersten Durchgang mit guten Möglichkeiten in Führung zu gehen, überließen die Gastgeber dem Gegner aus Rheinland-Pfalz, der am Dienstag beim 2:1 gegen FK Pirmasens seinen ersten Saisonsieg gefeiert hatte, nach der Pause zu viele Räume vor allem im Mittelfeld, hatten überhaupt keinen Zugriff mehr und hätten am Ende noch klarer verlieren können .

„Wir haben in der ersten Hälfte sehr gut gespielt, waren wie geplant präsent und aggressiv, hatten zwei Riesenchancen und hätten 2:0 führen müssen“, trauerte Parson vor allem dem Lattenknaller von Markus Müller nach, der in der 9. Minute halbrechts von Barbaros Koyuncu mustergültig freigespielt allein vor Wormatia-Keeper Mario Miltner vergab. Die andere Möglichkeit konnte Vaclav Koutny (27.) nicht nutzen, als sein Volleyschuss nach Hereingabe von Christopher Spang zu hoch angesetzt war. In dieser Phase beherrschten die Teutonen eindeutig das Geschehen und waren ständig im Vorwärtsgang, während die Wormser anfangs zu passiv agierten und in der 16. Minute zum ersten Mal in den SC-Strafraum kamen.

„Man hat die englischen Wochen gesehen, wir haben in der ersten Hälfte nicht ins Spiel gefunden, es hat an fast allen Basics gefehlt“, zürnte Gästetrainer Steven Jones, der schon nach 15 Minuten seine Auswechselspieler zum Aufwärmen schickte, um sein Personal auf dem Feld anzustacheln.

Das schien Wirkung zu zeigen, denn zunächst Treske (20.) mit einem eher harmlosen Kopfball und dann Enis Saiti (24.), dessen Schuss Koutny noch abblocken konnte, sorgten für ein wenig Torgefahr. Kurz vor dem Pausenpfiff war der Watzenborner weniger im Bilde, als in seinem Rücken Treske zum Schuss kam, SC-Keeper Yannik Dauth aber per klasse Fußabwehr seine Farben vor einem Rückstand bewahrte.

Der gerade eingewechselte Denis Weinecker (48.), dessen Schuss aus kurzer Distanz abgeblockt wurde, machte noch Hoffnung auf Watzenborner Tordrang, aber in der Folge übernahmen die Gäste immer mehr die Initiative. Auch deshalb, weil ihnen Koyuncu, Ficara, Lemke und Kollegen Räume überließen und somit im Mittelfeld wenig Zugriff auf die Aktionen der Wormser bekamen. „Nach der Pause haben wir aufgehört, Fußball zu spielen“, brachte es SC-Akteur Christopher Schadeberg kurz und treffend auf den Punkt.

Das nutzte Wormatia-Torjäger Treske, der zuvor noch das SC-Tor nach kapitalen Fehlern von Koutny und Dauth knapp verfehlt hatte, in der 72. Minute mit dem Siegtreffer. Vorangegangen war ein langer Pass von Sandro Löchelt auf Saiti, der auf der rechten Seite die SC-Defensive überlief und das Leder in der Mitte Treske servierte, der zum 1:0 (72.) vollendete. Der Neuling versuchte bis zum Schlusspfiff alles, um zumindest noch einen Punkt zu retten, die Bemühungen wirkten aber sehr verkrampft. Worms hätte sogar das 2:0 nachlegen können, doch Julian Scheffler klärte einen Kopfball von Jan-Lucas Dorow (86.) auf der Torlinie.

„Nach der Pause waren die Räume zu weit und es hat sich bemerkbar gemacht, dass wir das Stuttgart-Spiel noch in den Beinen hatten“, wollte Parson („Die Mannschaft hat alles gegeben“) seinen Spielern zumindest in Punkto Kampfgeist nichts vorwerfen und gab ihnen anschließend zwei Tage frei, „um richtig aufzutanken und den Kopf frei zu bekommen.“

Während in der mittelhessischen Gerüchteküche schon illustre Namen wie die der ehemaligen Bundesligaprofis Klaus Augenthaler (Bayern München) oder Jörg Böhme (u.a. Frankfurt, Schalke) gehandelt werden, arbeiten die SC-Verantwortlichen an der Verpflichtung eines Nachfolgers für Daniel Steuernagel und Parson, der mit ziemlicher Sicherheit noch in dieser Woche präsentiert werden soll.