Stuttgarter Nachrichten: Der Baum brennt in Degerloch

26.03.2017

Die Kickers kommen nicht auf Kurs: Eine Woche nach dem Derby-Sieg gab es beim 1:4 in Worms einen bösen Rückfall. Aufsichtsratchef Dinkelacker fordert nun eine Reaktion von der Mannschaft.

Stuttgart – Alles gut? Von wegen. Wer mit einem Schuss Optimismus gedacht hatte, dass nach der durchaus passablen Leistung im Derby vor einer Woche bei den Stuttgarter Kickers die Wende kommt, musste sich am Samstag in Worms eines Besseren belehren lassen. 1:4, doch nicht nur das Ergebnis war nix. „Wir haben auch schlecht gespielt“, versuchte der Trainer Tomasz Kaczmerek erst gar nicht, das Spiel schön zu reden. Damit lag er auf einer Wellenlänge mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Christian Dinkelacker. „Das Spiel hat mich an das 0:3 gegen Homburg erinnert.“

Aber um es vorweg zu nehmen: Kaczmarek steht nicht zur Diskussion. „Wir haben ja schon den dritten Trainer, jetzt wieder eine Diskussion anzuzetteln, ist nicht zielführend.“ Was dann? „Die Mannschaft ist in der Pflicht. Wenn einige Spieler mit einem nahezu trockenen Trikot in die Kabien gehen, müssen sie sich fragen, ob Einstellung und Beruf stimmen.“

43 oder 44 Punkte nötig

Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft war schon nach zwei Minuten zunichte – als Worms 1:0 führte. Nach gleich mehreren Abwehrfehlern. Und das, obwohl der Trainer auf eine etwas defensivere Variante (ohne Jesse Weißenfels in der Startformation) gesetzt hatte. „Gegen den VfB hat das geklappt, jetzt nicht.“ Ein Rückstand, das war bisher immer der Anfang vom Ende für die Kickers. Und als Kaczmarek in der Schlussphase „etwas riskierte“, ging der Schuss mit zwei weiteren Gegentoren nach hinten los. Die Hoffnung aber stirbt bekanntlich zuletzt. Auch beim Trainer. „Ich bin nach wie vor vom Klassenerhalt überzeugt.“ Doch dazu braucht man – so seine Hochrechnung – 43 oder 44 Punkte, also noch bis zu 15 aus den letzten sieben Spielen. Eine Herkulesaufgabe angesichts der bisherigen Bilanz. „Wir müssen auf eine Heimstärke bauen“, betont Kaczmarek. Die Gegner klingen mit Walldorf, Pirmasens, Nöttingen und Trier machbar, doch was heißt das schon in dieser völlig verkorksten Saison – mit bisher gerade einmal zwei Siegen in Degerloch. Zumal höchstwahrscheinlich fünf oder gar sechs Mannschaften in die Oberliga müssen.

Thema Oberliga kommt auf den Tisch

Und dann? „Das wäre natürlich ein dramatischer Einschnitt“, sagt Dinkelacker, der aber die Augen auch vor dem Worst-Case nicht verschließen will. „Das Thema kommt demnächst im Aufsichtsrat auf den Tisch, und dann wird auch das Präsidium gefordert sein.“ Mit Lösungsvorschlägen, zumal auch die Planungen für die vierte Liga längst nicht abgeschlossen sind. Eine immer mal wieder anklingende Insolvenz scheint unter der jetzigen Führung aber eher kein Ansatz zu sein. Überhaupt: Noch sind wir nicht abgestiegen“, sagt Dinkelacker, „ich erwarte jetzt eine Reaktion von der Mannschaft. Und ich bin mir auch sicher, dass die am Samstag ein anderes Gesicht haben wird.“

Schon allein, weil David Müller mit seiner zehnten Gelben Karte fehlen wird. Keine Frage: der Baum brennt in Degerloch, denn der Derbysieg war nur ein Strohfeuer.