Stuttgarter Nachrichten: Sieben auf einen Streich
27.07.2017An diesem Samstag (14 Uhr) starten die Stuttgarter Kickers gegen Worms in die neue Regionalliga-Saison. Mit insgesamt sieben Neuzugängen, die allesamt für den Defensivbereich geholt wurden. Ziel: weniger Gegentore.
Stuttgart – Der Kickers-Trainer Tomasz Kaczmarek hat den im Winter bereits eingeleiteten Umbruch fortgesetzt und bei seinen „Korrekturen“ mit sieben externen Zugängen vor allem Wert auf die Defensive gelegt. Die Neuen im Überblick:
Christian Ortag: „Wenn ich böse zu mir sein wollte, müsste ich mich als langen Lulatsch bezeichnen“ sagt der 1,97-Meter- Schlussmann, der auch auf großem Fuß (Schuhgröße 47) lebt. Über Ingolstadts U-23-Trainer Stefan Leitl, den Kaczmarek aus dem Lehrgang zum Fußballlehrer kennt, kam der Kontakt zustande, nachdem Ortag in Ingolstadt nur die Nummer drei war. „Ihm fehlt vielleicht noch etwas die Spielpraxis, aber die wird er bei uns bekommen“, sagt Kaczmarek über die neue Nummer eins, die sich als mitspielender Schlussmann bezeichnet, auch wenn das mal eng werden kann (wie im Testspiel gegen den VfB gesehen). „Aber ich habe körperlich zugelegt, deshalb ist meine Größe als Torwart schon ein Vorteil.“
Robin Garnier: Der Trierer verlässt erstmals seinen Heimatverein, um in der Fremde sein Glück zu versuchen. „Er ist ein Mentalitätsspieler“, sagt der Trainer über den vielseitig verwendbaren Abwehrmann, soll heißen: ein Spieler mit Leidenschaft und Hingabe, der vornehmlich auf der rechten Seite zu sehen sein dürfte. „Er identifiziert sich unheimlich mit der Mannschaft und will jeden Tag dazu lernen.“ Klingt noch nicht nach einem Stammplatz, die Defizite liegen aktuell eher im taktischen Bereich.
Alwin Komolong: Die letzte Verpflichtung der Kickers ist sicher auch die interessanteste. Zumindest von der Vita her. Schließlich spielt nicht alle Tage ein Nationalspieler aus Papua-Neuguinea in der Regionalliga, was möglich ist, weil Komolongs Mutter Deutsche ist. Der Kontakt kam über seinen Manager, der wiederum den Trainer kennt zustande, und das Probetraining bestätigte die Hoffnungen, so Kaczmarek: „Er ist ein sehr physischer Spieler, der ja erst seit einem Jahr Innenverteidiger spielt.“ Und das nicht übel, wie er auch schon gegen den VfB zeigen konnte. „Gegen einen Stürmer wie Ginczek zu spielen, war für mich nicht nur eine tolle Sache, sondern auch ein sehr guter Test.“
Daniel Döringer: Der 26-Jährige soll die Schwachstelle Innenverteidigung ebenfalls aufwerten, auch wenn er defensiv mehrere Positionen begleiten kann. „Er hat im Probetraining als Spieler und Persönlichkeit überzeugt“, sagt Kaczmarek, der weiß, dass für den Neuzugang in den letzten Jahren in Saarbrücken nicht alles nach Plan gelaufen ist, „sonst hätten wir keine Chance gehabt, ihn zu bekommen“, betont der Trainer aufgrund der geringeren finanziellen Mittel. „Aber ich sehe ihn als Leadertyp.“ Das beruht auf Gegenseitigkeit. „Verantwortung zu übernehmen, ist mein Ding“, sagt der Spieler.
Edwin Schwarz: Den Defensivspieler kennt Kaczmarek noch aus der gemeinsamen Zeit bei Viktoria Köln. Doch damit nicht genug. Bei Bayern München hat der 22-Jährige unter Startrainern wie Jupp Heynckes oder Pep Guardiola häufig in der ersten Mannschaft mittrainiert, das hinterlässt Spuren. „Er besitzt strategische Fähigkeiten und kann ein Spiel lesen“, lobt sein Trainer. Merke: „Das kann eine Win-win-Situation für beide Seiten werden.“
Maurice Hirsch: Der 24-Jährige hat schon alle Höhen und Tiefen des Profi-Geschäfts kennengelernt. Nach seiner fußballerischen Ausbildung in Hoffenheim und Lehrjahren bei Waldhof lockte Hannover 96 aus der Bundesliga, wo er sieben Spiele bestritt. „In Tayfun Korkut hatte ich eine Bezugsperson“, sagt Hirsch. Doch mit dem Trainerwechsel änderten sich auch die Vorzeichen. Er wurde erst zu Fürth und dann in die zweite Mannschaft abgeschoben. Da kam der Ruf aus Stuttgart gerade recht, so Hirsch, der bei einer Doppel-Sechs lieber den offensiveren Part einnimmt, „weil ich auch gerne Akzente nach vorne setze und ich ein gutes Auge für die Situation habe.“ Ein Stratege, wie der Trainer meint.
Daniel Schelhorn: Ein junger Spieler, der aus der Region (Aalen) kommt („Heimat und Familie sind mir sehr wichtig“) und sich übers Probetraining empfohlen hat. Für Abwehr und Mittelfeld. „Er hat eine ausgeprägte Athletik und gute Fähigkeiten am Ball.“ Das Entwicklungspotenzial ist also vorhanden, die nötige Zeit für den erste 19-Jährigen ebenfalls.