FuPa.net: Schott kontert sich in Worms zum Sieg
28.03.20183:2-Sieg der Mainzer +++ Ripplinger-Doppelpack +++ Wormatia lässt eine Fülle Großchancen liegen +++ Aufsteiger zeigt tolle Moral
Vor allem um den Seitenwechsel herum war der VfR Wormatia Worms hoch überlegen, ließ Chance um Chance aus – und verlor noch 2:3 (2:1) gegen den TSV Schott Mainz. Weil der Regionalliga-Aufsteiger im früheren Wormser Niklas Reichel einen überragenden Mann zwischen den Pfosten hatte, nie aufhörte, seine Chance zu suchen, und die Platzherren schlussendlich nach allen Regeln der Kunst auskonterte.
„Es ist das erste Mal in dieser Saison, dass wir in einem knappen Spiel das Spielglück haben. Hinten raus war es auch nicht ganz unverdient“, hielt TSV-Trainer Sascha Meeth fest. „Wir hatten zwischen der 20. und 60. Minute genügend Torchancen, um das Spiel zu entscheiden“, befand sein Gegenüber Steven Jones, „dann haben wir Schott selber wieder zurückgeholt.“ Recht hatten sie beide.
Den besseren Start erwischten die Gäste, die nach einer Wormser Ecke ihren ersten Konter ins Ziel brachten. Silas Schwarz bediente Janek Ripplinger, dessen Flachschuss noch den Innenpfosten streifte – 0:1 (10.). Als auf der Tribüne schon das Gegrummel begann, legte die Wormatia los. Ricky Pinheiros 20-Meter-Gewaltschuss (15.) und Jan-Lucas Dorows Kopfball (21.) parierte Reichel stark. Gegen Guiseppe Burgios Schuss in den Winkel, sträflich frei stehend nach Benjamin Maas' starkem Diagonalball, war er ebenso machtlos (27.) wie bei Alan Stulins Elfmeter-Treffer (30., klares Foul Denis Streker an Thomas Gösweiner).
Ein Debakel liegt in der Luft, doch die Mainzer wissen zu kontern
Nun schien den Mainzern ein Debakel zu drohen. Die Abwehr schwamm bedenklich, Reichel fischte einen Gösweiner-Kopfball klasse (36.), Dorow ließ den nächsten Hundertprozenter aus (38.), Steffen Straub jagte den Ball freistehend aus 20 Metern drüber (48.), Gösweiner verfehlte die Kugel einen Meter vor dem Tor (51.) und schob aus drei Metern vorbei (56.), Reichel parierte im Eins-gegen-Eins gegen Burgio (62.) – Chancenwucher, der sich rächen sollte. Zumal der TSV unaufhörlich den Weg nach vorne suchte. Jost Mairose schlenzte knapp vorbei (28.), Arif Güclü nickte eine Ecke daneben (52.) und hatte auch bei einer Direktabnahme kein Schussglück (67.).
Doch mit Jonas Raltschitschs Ein- und Gösweiners Auswechslung war das Spiel gekippt. Der lange vermisste Abwehrchef stabilisierte die Schott-Deckung sofort, seine Kollegen legten deutlich an Aggressivität zu. Soultani startete bei einem Konter durch und legte in die Mitte zu Ripplinger – 2:2 (76.). Nun witterte der TSV erst recht Morgenluft, konterte mehrmals im Vollsprint und kam, nachdem Patrick Huths Schuss vom Keeper geblockt worden war, zu diesem Zeitpunkt schon fast folgerichtig zum 3:2-Siegtreffer durch Ilias Soultani (85.). Reichel parierte noch zweimal stark und durfte jubeln. „Ein Wahnsinnsspiel“, grinste der Keeper, „heute war das Glück endlich mal auf unserer Seite.“
Maas ärgert sich über schlechte Chancenverwertung, Meeth lobt die Moral seiner Truppe
Das können die Wormser wahrlich nicht von sich behaupten. „Wir können nicht, wir müssen zur Halbzeit 4:1 führen. Dann ist der Käse gegessen“, bemerkte Maas, „am Ende waren wir viel zu offen, laufen wer weiß wie oft in Konter. Das war unnötig wie ein Kropf.“ Jones beklagte das zweite verlorene Sechs-Punkte-Spiel daheim hintereinander: „Wir haben es am Anfang nicht geschafft, den Schwung aus dem Offenbach-Spiel mitzunehmen, da hätte ich mir eine breitere Brust gewünscht.“ Am Ende sei es dann nicht mehr gelungen, Druck aufzubauen. Dass der Plan, mit Daisuke Ando einen aggressiveren Anläufer zu bringen, in die Hose ging, räumte Jones selbstkritisch ein. Doch da hätte das Spiel längst entschieden sein können.
Meeth spricht von „katastrophalen Stellungsfehlern“ beim 1:1 und 2:1 der Wormser und in der Folge von einer schlechten Körpersprache seiner Mannschaft. Das war, in knappen, aber scharfen Worten, Thema in der Kabine. „So kannst du nicht verteidigen“, sagt der A-Lizenz-Inhaber – und bricht für sein Team, das anfangs ohne sechs (!) zentrale Defensivspieler und komplett ohne gelernte Innenverteidiger auskommen musste, eine Lanze: „Wir haben hinten raus verdient noch zwei Tore geschossen, und das in einer englischen Woche mit einer Amateur- gegen eine Profimannschaft. Mir fehlen die Adjektive, um zu beschreiben, wie die Jungs das machen. Es ist sensationell.“