FuPa.net: Die Pulsuhr am Anschlag

22.04.2018

Nach Remis gegen Kassel machen sich Trainer Komplimente +++ Sieg hätte dickes Polster gebracht

WORMS. Das 1:1 gegen Hessen Kassel war schon mehr als zehn Minuten Geschichte. Minutenlang saß Steven Jones im Kabinentrakt der EWR-Arena. Das Spiel musste der Wormatia-Trainer erst mal sacken lassen. Zwar klatschte er seine Spieler, die nach und nach eintrudelten, ab. Dennoch wirkte der Coach in Gedanken noch woanders. „Es war hochemotional. Da dauert es, um runterzukommen“, erzählt er gut 15 Minuten, nachdem Benjamin Maas per Freistoß einen Punkt im Abstiegskampf gerettet hatte (90.). „Wenn das die Momente sind, für die wir den Mist hier mitmachen, dann puh.“

Hinter Jones’ Elf lag eine unglaublich intensive Partie. Sein Kasseler Trainerkollege sagte später auf der Pressekonferenz mit Blick auf seine Pulsuhr am Handgelenk: „Tagesziel erreicht.“ Nur, um kurz darauf ein Kompliment an beide Teams auszusprechen. „Chapeau, das war Abstiegskampf pur.“ Jones gab das Kompliment zurück.

Neue im Team überzeugen durch Unbekümmertheit

Einsatz und Willen seines Teams hatten im Vergleich zur Partie gegen Ulm in der Vorwoche unbestritten gestimmt. Was auch an den Neuen im Team lag. Die großen personellen Probleme – vier Spieler fehlten verletzungsbedingt – waren kaum zu spüren. Eugen Gopko, Morris Nag, Perric Afari und Jonathan Zinram hatten zuletzt kaum Einsatzzeit bekommen, spielten direkt von Beginn an. Benjamin Himmel blieb dagegen komplett draußen. Jones hatte nach „nach Trainingsleistung“ aufgestellt. Zudem versucht, in den Augen seiner Spieler zu lesen: „Wer ist frisch und unbekümmert genug.“ Um dem Druck im Abstiegskampf standzuhalten. Das neue Quartett hielt ihm stand, überzeugte.

Der Elfmeter und das Gegentor (53.) nach dem Seitenwechsel allerdings brachten alle Wormaten aus dem Konzept. „Eine Schwalbe“, sagte Jones am Sonntag, nachdem er die Szene per Video studiert hat. Das Gegentor erhöhte den Druck. „Dann hast du den Jungs angesehen, was Abstiegskampf im Kopf auslöst.“ Sie kämpften zwar weiter, doch spielerisch im Vergleich zur „fast perfekten“ (Jones) ersten Halbzeit lief kaum mehr etwas zusammen. Logisch schien da, dass letztlich der Ausgleich per Freistoß fiel.

Sogar ein Sieg war dann hinten raus möglich gewesen. Mit etwas Glück hätte Jonathan Zinram den Ball fast noch ins Tor gestochert. Es wären, mit Blick auf den Tag darauf, drei Big Points gewesen: Alle Mannschaften, die im Tabellenkeller hinter der Wormatia stehen, verloren am Samstag. Mit einem Dreier hätten sich die Wormaten drei Spieltage vor Saisonende ein komfortables Polster geschaffen. So sind es nur drei Punkte auf die Stuttgarter Kickers, vier auf Kassel, sechs auf die TuS Koblenz. Womit der immense Druck bestehen bleibt. Jones sieht‘s positiv: Denn immerhin ist Kassel den Wormsern nicht näher auf die Pelle gerückt. „Wir haben gesagt, sie dürfen uns nicht schnappen“, berichtete der Trainer, „und sie haben uns nicht geschnappt.“ Letztlich war es das, was für den Wormatia-Trainer am eines emotionalen Abends am meisten zählte.