FuPa.net: Der Traum nach dem Trauma

21.05.2018

POKALSIEG +++ Nach dem Abpfiff lassen die Wormaten ihren Emotionen freien Lauf +++ Erlebnisse des Vorjahrs ein für alle Mal bewältigt

Worms. Humba tanzende Fans auf der Tribüne. Im Kreis mit ihren Kindern tanzende Wormaten. Rot-weißer Konfettiregen. Ein Kapitän Patrick Auracher, der ansetzt und den silberglänzenden Henkelpott gen blauen Himmel über der EWR-Arena streckt. Die roten, neugedruckten Verbandspokal-Siegershirts sind da schon längst biergetränkt.

Wie im Traum laufen die Szenen nach dem Wormser Gewinn des Verbandspokals ab. „Kurz nach dem Spiel ist das noch gar nicht in Worte zu fassen“, sagt Wormatia-Spieler Steffen Straub, „das wird erst später klar.“

Klar ist: Es sind Momente, die bleiben werden. Und es sind auch Momente, die endlich verdrängen lassen: die bitteren Erinnerungen an das Pokaldrama im Vorjahr in Pirmasens.

Komplett aus dem Bewusstsein der Beteiligten werden die Erinnerungen zwar wohl nie verschwinden. Unter das Trauma können die Wormaten aber jetzt den Schlussstrich ziehen. „Das ist jetzt definitiv überwunden“, sagt Wormatia-Trainer Steven Jones. Seit 12 Monaten war ihm das ein Bedürfnis. „Ich war damals 14 Tage zu nichts zu gebrauchen“, sagt der Trainer. Er komprimiert, was folgte: „Aufgestanden, gewehrt, erfüllt.“ In der Kurzversion erlebte er das jetzt wieder. Nach dem Waldalgesheimer 1:1 kurz vor Ende der regulären Spielzeit, da zweifelte er ganz kurz an seinem Glauben. „Ich habe schon gedacht, da oben hockt keiner.“ Wenige Minuten dauerte es, bis er sich fing und sich sicher war, „dass wir es noch richten.“ Punkt. Die Trophäe ist im Sack.

Daisuke Ando kann wieder lachen

Es sind diese Momente, für die Fußballer Fußball spielen. Und Spiele, die ihre ganz eigenen Kurzgeschichten schreiben. Zum Beispiel auch die des stillen Pokalhelden Daisuke Ando. In den vergangenen Wochen ist der Stürmer kaum mehr zum Zug gekommen. In der Schlussphase der regulären Spielzeit wechselt ihn Jones ein – aus „Überzeugung“, wie dieser sagt. Und Ando erzielt in der Verlängerung das vorentscheidende 2:1, das er seiner verstorbenen Oma widmet. „Die letzten Monate waren schwierig für mich“, sagt der Japaner, „ich habe wenig gespielt, aber im Training immer Gas gegeben.“ Und jetzt? „Jetzt ist alles super“, kann Ando in diesen Momenten wieder lachen.

Der Rest ist purer Genuss: „Als Spieler hätte ich jetzt schon ein, zwei Tanzschritte drauf“, lacht der Coach. Zu dem Zeitpunkt tanzen die Spieler längst, auf dem Platz und hörbar danach in der Kabine. Nach einer kräftezehrenden Saison lassen die Wormaten los. „Ich bin schon urlaubsreif“, gibt Jones zu und Ricky Pinheiro steckt, dass er schon am Dienstag mit einigen Teamkollegen nach Mallorca fliegen wird. Die Marschroute für die Stunden bis dahin gibt Keeper Steve Kroll vor: „Feiern, feiern, feiern.“ Momente, die bleiben werden.