FuPa.net: »Ziel ist einstelliger Tabellenplatz«
26.07.2018WORMATIA Im Sommer hat sich vieles verändert / Der Vorsitzende Tim Brauer im Interview über intensive Monate
WORMS. Neuer Etat, neue Spieler, neuer sportlicher Leiter. Die bevorstehende Regionalliga-Saison von Wormatia Worms wirft Fragen auf. Im Interview spricht Wormatia-Vorsitzender Tim Brauer über das Budget, das ausgehend von 800 000 Euro pro Jahr aufgestockt wurde, die damit verbundenen Erwartungen, den Umbruch im Team und sein großes Vertrauen in Steven Jones.
Herr Brauer, im Rahmen des ersten Spiels gegen Homburg am Samstag feiert ihr 110 Jahre Wormatia. Wie geht es dem Geburtstagskind?
Uns geht es gut. Ein 110-jähriges Jubiläum ist schon was Besonderes, und dann auch noch in einem sportlich durchaus erfolreichen Jahr, im zehnten Jahr Regionalliga, und qualifiziert für den DFB-Pokal.
Wenn wir mal die letzten Monate Revue passieren lassen: Abstiegskampf, Pokalfinal-Krimi, ihr habt einen neuen Etat festgezurrt, habt Trainer Steven Jones als sportlichen Leiter in Doppelfunktion eingesetzt. Die Monate waren schon intensiv, oder?
Das waren sie definitiv, ja. Da sie am Schluss erfolgreich waren, fällt es aber leicht, zurückzublicken. Sie waren aber auch so intensiv, weil wir mit dem Verein im Verhältnis zu anderen in der Regionalliga nicht mit allzu großen Apparaten – ich will noch gar nicht vom Etat für die erste Mannschaft sprechen – arbeiten. Da bleibt natürlich immer viel an den Ehrenamtlern und Vorständen hängen, nur so können wir das alles bewältigen.
Um dann doch beim Etat zu bleiben: Was ist mit eurem neuen Etat möglich, wirkliche Wunderdinge wohl nicht?
Wunderdinge sowieso nie. Da müsste schon der große Investor kommen und da wäre die Frage, ob man das will. Wir wollen uns mehr auf breiter Basis aufstellen und da haben wir im letzten viertel Jahr wichtige Schritte mit unseren Sponsoren gemacht. Der Etat ist deshalb besser als letztes Jahr, wir haben einen Schritt nach vorne gemacht.
Dennoch müssen Sie sich mit allen Eventualitäten auseinandersetzen. Wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen. Was würde aber der Fall eines Abstiegs für den Etat bedeuten?
Das kann man heute ad-hoc gar nicht sagen. Natürlich müssten wir dann mit einem reduzierten Etat rechnen, wie weit reduziert, müsste man dann sehen. Damit wollen wir uns im Moment gar nicht beschäftigen. Dazu hätten wir noch genug Zeit, wenn sich das abzeichnet. Wir freuen uns eher darauf, dass wir vielleicht stattdessen mal nach oben schauen können.
Wie weit nach oben?
In diesem Jahr muss man mal schauen, aber ein einstelliger Tabellenplatz ist schon die Zielsetzung. Über das Jahr hinaus ist sicherlich noch mehr möglich. Ich will jetzt gar nicht von Aufstieg reden, aber wenn wir ganz oben mitspielen und die Großen ärgern könnten, wären wir zufrieden.
Mit dem neuen Etat ging ein personeller Umbruch einher. Umbrüche brauchen Zeit. Wie viel Zeit bekommt das Team von – Sie sind selbst einer der Hauptsponsoren – von Sponsoren-Seite?
Alle Zeit. Wir wissen, das kannst du nicht erzwingen. Wir haben zuerst junge Spieler mit Perspektive geholt, dann Leute mit Erfahrung. Aber: Das ist kein „1 plus 1 ergibt 2“, das kann 1,5 oder 2,5 werden. Wir müssen einfach genau hinschauen, wie sich das entwickelt. Und wir haben in der Vergangenheit immer Geduld bewahrt. Auch wenn wir uns von Trainern getrennt haben, haben wir immer erst mal Zeit gegeben und erst dann gesagt, jetzt müssen wir reagieren, wenn es nicht mehr ging. Es würde da auch jetzt keine Schnellschüsse geben.
Die Etat-Entscheidung und auch die, Steven Jones zum sportlichen Leiter zu machen, wurden nach der Saison getroffen. Zu dem Zeitpunkt hatten einige Spieler schon beschlossen, den Verein zu verlassen. Wurden im Hinblick auf die Transfers die grundlegenden Entscheidungen nicht etwas spät getroffen?
Das glaube ich nicht. Ich glaube, das Problem war eher, dass sich gute Spieler frühzeitig woanders hin orientiert haben, wo sie eine Entwicklungsperspektive gesehen haben, unabhängig davon, wie unsere Entwicklung von März bis Mai aussah. Auch der Abstiegskampf trug bei, weil unklar war: Wo spielen wir? Da konnten wir nicht blind irgendwelche Entscheidungen treffen und verlängern.
Unterm Strich hat der Verein eine Menge Spieler abgegeben, auch solche, die Identifikationsfiguren waren oder hätten werden können. Müssen sich die Fans jetzt an eine solche Fluktuation gewöhnen oder setzt ihr künftig wieder mehr auf Beständigkeit?
Wir haben ja nicht gesagt, wir machen einen Kahlschlag. Es gibt für jeden der vielen Abgänge eine individuelle Geschichte. Du brauchst beides: die Beständigkeit und den Wechsel. Wir wollen immer ein Stück weit Beständigkeit haben. Wir müssen jetzt sehen, wer sich aus der Mannschaft herauskristallisiert als diejenigen, die zu uns und unserer sportlichen Philosophie passen. Wenn solche Spieler da sind, dann arbeiten wir lieber mit denen längerfristig zusammen als jedes Jahr auf Gedeih und Verderb neue zu holen und zu hoffen, dass die noch besser einschlagen.
Würde das implizieren, Verträge auch mal länger als auf ein Jahr festzuschreiben?
Auch das ist immer wieder ein zweischneidiges Schwert. Wir hatten Phasen, da haben wir das gemacht. Da hatten wir aber zum Teil gerade im ersten Jahr das Gefühl, dass die Spieler nicht die Leistung gebracht haben, die sie vor der zweijährigen Vertragsverlängerung gebracht haben. Manchmal geht es auch einfach finanziell nicht, und die Spieler wollen sich die Möglichkeit offen halten, wenn sie ein Jahr gut gespielt haben, zu wechseln und woanders mehr zu bekommen. Insofern werden Zwei-Jahres-Verträge für den Moment eher die Ausnahme als die Regel bleiben.
Bei so vielen Neuen werden sich gegen Homburg viele Fans noch fragen, wer denn eigentlich wer ist. Geht es Ihnen da anders?
Nein, das geht mir genauso. Das wird für mich genauso interessant zu sehen sein, wer da aufläuft, wie für viele andere. Ein paar Typen kenne ich natürlich schon und finde, dass wir richtig gute Typen in der Mannschaft haben. Aber ansonsten ist es Neuland, und spannend.
Am Samstag wird Geburtstag gefeiert. Womit beschenkt das Team den Verein?
Mit drei Punkten, ganz klare Ansage.