Wormser Zeitung: VfR Wormatia versinkt im Mittelmaß
13.10.2003
Beim mageren 0:0 gegen Neunkirchen wurde deutlich: Es
mangelt einfach an Qualität
Vom 13.10.2003
Von unserem
Mitarbeiter
Sebastian Elvers
Ähnlich trist wie die herbstliche Jahreszeit stellt sich nach etwas mehr als einem Drittel der Saison die sportliche Situation der Oberliga-Fußballer des VfR Wormatia dar. Nach dem mageren 0:0 im Heimspiel gegen Borussia Neunkirchen hat sich die Truppe von Dirk Anders im Mittelfeld eingenistet – mit Tuchfühlung zu den Abstiegsrängen.
Und während die ersten Blätter von den Bäumen fallen, verwelkt auch zusehends der gute Eindruck aus der Vorsaison, denn: Es war ein ganz mieser Auftritt, den beide Seiten vor der Minuskulisse von 490 wenig begeisterten Fans ablieferten. Von daher verwunderte es keineswegs, dass Neunkirchens Trainer Werner Mörsdorf auf der Pressekonferenz Beifall erntete, als er sagte: "Es hat heute alles gefehlt, was den Fußball auszeichnet."
Während die Gäste in 90 Minuten keine einzige Torchance erspielten, setzte Wormatia immerhin einige Akzente in der Offensive. Daran stets beteiligt war Dyuro Bozanovic, der zweimal in aussichtsreicher Situation vergab (16., 24.), ehe ihm ein Tor korrekterweise wegen Abseits aberkannt wurde (27.). "Er ist momentan Sinnbild für das ganze Dilemma", hat VfR-Boss Fritz Bergemann-Gorski bei dem wuseligen Stürmer Licht und Schatten ausgemacht: "Kämpferisch ist er ein Vorbild, aber er gewinnt keinen Offensiv-Zweikampf." Zurzeit flößt Wormatias "Abteilung Attacke" den gegnerischen Abwehrreihen kaum Furcht ein. "Wir haben es nicht geschafft, die Abgänge von Schmitt und Berisha zu kompensieren", lautet die Bilanz des Vorsitzenden: "Es fehlt ein Regisseur und einer, der mal früh ein Tor schießt."
Frühzeitig vom Platz geflogen ist erneut Steven Jones, der nach 34 Spielminuten die Ampelkarte sah. Dass sich danach auf dem Platz die Kräfteverhältnisse nicht zugunsten des Regionalliga-Absteigers verschoben, war Anlass für Dirk Anders, seine Schützlinge aus der Schusslinie zu nehmen. "Mit zehn Mann auf dem tiefen Boden noch etwas für die Offensive zu tun, da muss ich den Hut ziehen", lobte der sportliche Leiter seine Elf derart, dass sich der Eindruck verfestigte, er rede die gezeigte Leistung schön. Oder aber – und dies wäre nur konsequent – die Ansprüche sind gesunken.
Fritz Bergemann-Gorski zumindest widersprach dem Coach in einer Hinsicht: "Ich sehe das nicht ganz so. Vom Engagement her, war es o.k., aber vorne sehe ich nichts", hat sich bei den Verantwortlichen die Einsicht durchgesetzt, "dass die Qualität fehlt".
Auf was die Wormatia momentan ebenfalls verzichten muss, sind "Führungsspieler, von denen wir glaubten, sie zu haben". Damit nimmt Anders Bezug auf den Leistungsabfall einiger Akteure aus der Defensivabteilung (Kohl, Sigmund, Magin, Jones), wodurch "Säulen fehlen, an denen sich andere anlehnen können". "Dafür aber", so Bergemann-Gorski, "kann man nicht den Trainer verantwortlich machen. Deswegen sehe ich auch nicht die geringste Veranlassung, ihn zu entlassen." Allerdings fügt der Vorsitzende gleich hinzu: "Wenn die Mannschaft auf diesem Niveau bis zur Winterpause weiter spielt, gibt es Gesprächsbedarf."