Pirmasenser Zeitung: FKP unter Schockstarre

29.10.2018

Nach dem Zuschauer-Angriff auf Trainer Peter Tretter am Samstag in Worms, stehen Spieler und Vereinsführung des FK Pirmasens noch immer unter Schock: Der FKP-Trainer wurde in der Fußball-Regionalliga-Partie bei Wormatia Worms von einem Wormser Fan nach dem 1:1 (0:1)-Ausgleichtreffer von Marco Steil (85.) hinterrücks attackiert und niedergeschlagen. Er kletterte zuvor über den Absperrungszaun und sprang dem Pirmasenser Trainer in den Rücken. Der FKP erwägt rechtliche Schritte gegen den Täter und stellt die Spielwertung in Frage.

Derweil befindet sich Peter Tretter nach eingehender Untersuchung in der Homburger Uniklinik auf dem Weg der Besserung. Der Angriff hinterließ bei dem 51-Jährigen eine blutende Wunde unterhalb des Auges am Jochbein und Prellungen. Kurzzeitig war der Pirmasenser Übungsleiter von dem Schlag, der mithilfe eines Schlüssels erfolgte, im Stadion benommen. 

Wie FKP-Präsident Edgar Schütz gestern auf PZ-Anfrage mitteilte, wird „die Klub“ heute eine Stellungnahme beim Regional-Verband einreichen und sich mit einen Rechtsanwalt über die weitere Vorgehensweise beraten. „Nach der Attacke auf Peter standen die Spieler und ich regelrecht unter einer Schockstarre. Wir haben nur deshalb nach der Unterbrechung weiter gespielt, da im Falle eines Spielabbruchs die Gefahr bestanden hätte, dass wir das Spiel am grünen Tisch verlieren. Außerdem haben wir gegen die Weiterführung Protest eingelegt“, berichtet Schütz. 

Vom eingelegten Protest und dem Angriff auf Tretter habe Schiedsrichter Cristian Ballweg in seinem Spielberichtsbogen aber nichts erwähnt, sondern allgemein von Zuschauerausschreitungen geschrieben. „Daher haben wir den Bogen auch nicht gegengezeichnet“, erklärt Schütz.

Wie hitzig es in der Schlussphase im Stadion zur Sache ging, zeigt ein weiterer Vorfall, der Dennis Krob betrifft. Der FKP-Stürmer wurde im Spielertunnel von einem Wormser Zuschauer angespuckt. Nach Angaben von Edgar Schütz wurden die Personalien aller Täter von der Polizei aufgenommen. Auch zivilrechtliche Schritte schließt der FKP-Präsident nicht aus. 

Dass ein Zuschauer einen gegnerischen Trainer attackiert, war auch für die Polizei in Worms etwas Neues. Thorsten Ruthard von der Wormser Polizei bestätigte gestern, dass der Angriff auf Peter Tretter von einem alkoholisierten Mann ausgegangen ist. Die szenekundigen Beamten, die sowieso im Stadion waren, hätten die Lage aber schnell im Griff gehabt.

Wormatia Worms hat sich zu den Vorfällen auf seiner Homepage mit folgendem Wortlaut geäußert: „Der VfR Wormatia verurteilt diesen unentschuldbaren Angriff auf Herrn Tretter auf das Schärfste und wird, unabhängig von der strafrechtlichen Beurteilung der Tat, alle sportrechtlichen Maßnahmen ausschöpfen. Der Täter hat mit seiner Tat natürlich in erster Linie Peter Tretter geschadet, aber auch uns als Gastgeber und darüber hinaus allen friedlichen Fans. Wir möchten uns nochmals bei Herrn Tretter für den ungeheuerlichen Vorfall entschuldigen und wünschen ihm gute Besserung.“ 

Jürgen Veth, Vizepräsident des Südwestdeutschen Fußballverbandes hält es für möglich, dass die Spruchkammer des zuständigen Regionalverbandes die Spielwertung revidiert. Genauso gut könne es eine Geldstrafe für Worms geben. Für die Bewertung des Sachverhaltes sei die Regionalliga Südwest in Karlsruhe zuständig. Von der Geschäftsführung der Regionalliga war gestern niemand zu erreichen. Weiter betont Veth, dass es wichtig sei, was im Berichtsbogen des Schiedsrichters stehe, ob er oder der Linienrichter beispielsweise den Angriff gesehen haben. Ein gehandicapter Trainer stelle seiner Meinung nach einen Nachteil da, erklärt Veth. 

Auch in den Medien war der Angriff ein Thema: Kicker, Spiegel, Sky und RTL berichteten. Auf der PZ-Facebookseite wurde diskutiert. In Richtung Wormatia gab es Vorwürfe. Der Verein solle sich Gedanken über den Fanblock hinter den Trainerbänken machen.