Wormser Zeitung: Thorsten Müller – Fels in der Brandung
03.11.2003
Wormatias 3:1 in Ingelheim hart erkämpft /
Entscheidung durch Arcangiolis
Fallrückzieher
Vom 03.11.2003
Mit dem 3:1 (2:0)-Sieg bei der Spvgg. Ingelheim haben die Oberliga-Fußballer des VfR Wormatia Worms den Abstand auf die hinteren Tabellenränge vergrößert und sich erst einmal in ruhigeres Fahrwasser manövriert. In den beiden nun hintereinander folgenden Heimspielen gegen Bad Kreuznach und Pirmasens bietet sich sogar die Chance, Anschluss an das obere Drittel zu finden.
Von unserem
Mitarbeiter
Sebastian Elvers
Der Dreier beim Ligakonkurrenten Ingelheim, der nach Spieler-Rücktritten und -Ultimaten in der vergangenen Woche im Chaos zu versinken drohte, war allerdings keineswegs so glatt, wie es das Ergebnis suggerieren könnte. Im Gegenteil: Altbekannte Defizite traten deutlich zu tage. Doch es gab auch Lichtblicke. Bereits nach 120 Sekunden hatte Wormatia bei ihren Fans für Herzrasen gesorgt. VfR-Keeper Torsten Müller im Rauslaufen gegen Ceylan (1.) und Manndecker Benjamin Sigmund, der einen Hinterhaltschuss von Syska zur Ecke abfälschte (2.), verhinderten einen frühen Rückstand.
Angesichts dieser Szenen unternahm Wormatias Trainer Dirk Anders in der Pressekonferenz gar nicht erst den Versuch, etwas schön zu reden: "Nach zwei Minuten kann es 2:0 für Ingelheim stehen. Es ist schade, so den Erfolg aufs Spiel zu setzen." Doch der VfR hatte neben dem nötigen Quäntchen Glück einen Torsteher zwischen den Pfosten, welcher der sprichwörtliche Fels in der Brandung war. Mit Glanztaten gegen Zellner (42.), Syska (59.) und Ceylan (76.) unterstrich Müller seinen Stellenwert im Team. "Die Mannschaft braucht so einen, der Sicherheit gibt", weiß VfR-Boss Fritz Bergemann-Gorski um die Wichtigkeit des kahlen Hünen, der längst zu den Führungsspielern zu zählen ist.
Ein solcher ist auch Goalgetter Stefan Ertl, der im Liegen die wichtige 2:0-Pausenführung erzielte (43.). Bergemann-Gorski: "Er ist ein Glücksfall für uns." Der Ex-Profi weiß seine Chancen zu nutzen – im Gegensatz zu Dyuro Bozanovic, dem einfach kein Tor gelingen will. "Er bemüht sich ja. Aber es bringt nichts, ihn unter Druck zu setzen", stellte sich Dirk Anders demonstrativ vor seinen Schützling, der sich zwar in jeder Partie Fleißpunkte verdient, aber Chance auf Chance vergibt.
Wie sehr dies offensichtlich am Selbstvertrauen nagt, zeigte die Szene aus der 28. Minute. Der flinke Stürmer jagte mit beherztem Einsatz Manndecker Comandatore den Ball ab und lief frei auf das Ingelheimer Tor zu. Doch statt selbst den Abschluss zu suchen, spielte er ab auf den im Abseits stehenden Christian Vogel. Und vier Minuten vor Schluss verfehlte er gar das völlig leere Tor. "Wenn bei ihm der Knoten platzt, macht er locker seine zehn Saisontore", ist Bergemann-Gorskis Glauben in die Qualitäten des Ex-Bürstädters jedoch unerschütterlich.
Wie es geht, zeigte Giuliano Arcangioli. 240 Sekunden nach seiner Einwechslung erzielte er nach einer Gebhardt-Ecke per Bilderbuch-Fallrückzieher den 1:3-Endstand (80.). "Die Flanke kam und ich stand schon fast mit dem Rücken zum Tor. Da habe ich´s einfach probiert", schilderte der Torschütze den entscheidenden Moment: "Ich habe gar nicht nachgedacht. Hätte ich das gemacht, wäre der nicht rein." Genau aber dies scheint Bozanovic zu machen. Anders: "Er grübelt zu lange vor dem Tor." Das tat Marcel Gebhardt nicht, als er zum 0:1 abstaubte (34.). Zuvor hatte Bozanovic nur die Latte getroffen.
Zufrieden konnte Niels Magin sein. Für den verletzt ausgeschiedenen Steffen Kohl ins Spiel gekommen, zeigte er eine blitzsaubere Leistung. "Daran", so Bergemann-Gorski, "kann man sehen, dass der Schritt zu alter Stärke manchmal nur ein ganz kleiner ist."