Wormser Zeitung: Dank Ertl ein ganz spätes Happyend
17.11.2003
Wormatias Goalgetter köpft in der 93. Minute
das äußerst
glückliche 1:0 gegen Pirmasens
Vom 17.11.2003
Wer das Wormatia-Stadion am Samstagnachmittag vorzeitig verlassen hat, dem ist der entscheidende Höhepunkt in einer ansonsten äußerst tristen Partie entgangen. In der dritten Minute der Nachspielzeit köpfte Stefan Ertl einen Freistoß von Marcel Gebhardt ins FKP-Netz und stellte damit den äußerst glücklichen, im Grunde unverdienten Wormser 1:0-Sieg sicher.
Von unserem
Redaktionsmitglied
Frank Beier
"Wir haben solche Spiele schon zweimal verloren, und das hätte auch heute wieder passieren können", spielte Wormatia-Trainer Dirk Anders auf die beiden 0:1-Heimschlappen gegen Bingen und Mayen an und sah im jetzigen Last-Minute-Glückssieg eine Art "ausgleichende Gerechtigkeit". Die äußerst mäßige Leistung seiner Truppe konnte und wollte er damit freilich nicht entschuldigen: "Wir können mit den drei Punkten zufrieden sein, aber mit sonst nichts. Ich habe heute die Giftigkeit und den Biss wie im Spiel gegen Kreuznach vermisst."
Zwischen den beiden Heimtreffen mit Kreuznach und dem FKP lagen leistungsmäßig Welten. Wieso es binnen einer Woche zu einem derart eklatanten Leistungsabfall kommen konnte, erklärte Gästetrainer Fuchs aus seiner Sicht so: "Ich habe die Wormatia gegen Kreuznach gesehen, und mir war nach der hervorragenden Leistung klar, dass wir hier nur etwas holen können, wenn wir das Wormser Spiel schon im Mittelfeld zum Erliegen bringen. Und das ist uns gelungen."
Eine derartige Igel-Taktik des Tabellenvorletzten war allerdings zu erwarten und hätte ein wirksames Gegenmittel erfordert. Doch davon war zu keiner Phase etwas erkennbar. Behäbig und teilweise konfus agierten die Wormaten, die Laufbereitschaft ohne Ball war gering, von einem gezielten Flügelspiel – probates Mittel gegen massierten Deckungsreihen – war nichts zu erkennen. Nur Stefan Ertl versuchte einige Male, das fast lethargische Spiel mit Direktpässen schneller zu machen. Und als Ertl in der 17. Minute Matthias Dehoust mit einem Zuckerpass in glänzende Schussposition brachte, erschrak dieser fast und drosch die Kugel aus acht Metern in die Wolken.
Nur 180 Sekunden später folgte die größte Wormser Möglichkeit in Hälfte eins: Nach einem zu kurz angewehrten Eckball tauchte Benjamin Sigmund mutterseelenallein vor Keeper Steigelmann auf, doch statt selbst den Abschluss zu suchen, schob er Ball und Verantwortung dem klar im Abseits stehenden Duro Bozanovic zu. Zu diesem Zeitpunkt hätte es allerdings bereits 0:1 stehen können. Nach einem der schon obligatotischen Schnitzer von Christian Schäfer hatte Gaponenko freie Bahn, scheiterte aber am toll reagierenden Thorsten Müller. Der Wormser Keeper bewahrte sein Team mit weiteren guten Paraden bei einem Moritz-Freistoß (28.) sowie einem gefährlichen Aufsetzer von Dengel vor einem Rückstand und hatte Glück, dass Carvalho nach erneutem Schäfer-Patzer nur ein harmloses Schüsschen zustande brachte (45.).
Ein gefühlvoller Heber von Christopher Kaczmarek, der das Lattenkreuz streifte (51.), weckte nach Wiederbeginn die Hoffnung auf Besserung. Doch das Gegenteil trat ein. Immer zerfahrener wurden die Wormser Aktionen, man fand einfach kein Mittel gegen die biederen Gäste. Bis zur 93. Minute: Da schlug Gebhardt einen Freistoß von links in den FKP-Strafraum, Stefan Ertl stieg hoch und köpfte unhaltbar zum 1:0 ein. Ein ganz, ganz spätes Happyend, denn danach wurde gar nicht mehr angepfiffen. Für die konsternierten Gäste stellte Fritz Fuchs hinterher sehr nüchtern fest: "Eine solche Niederlage ist in unserer Situation doppelt schlimm, aber wir haben sie allein unserer eigenen Dummheit zuzuschreiben." Den FKP-Coach wurmte vor allem die Ampelkarte für Träger wegen Ballwegschlagens (85.). Damit habe in der entscheidenden Situation ein Kopfball starker Spieler gefehlt, so Fuchs: "Und die anderen schauen andächtig zu, wie der Ertl hochsteigt…"