Wormser Zeitung: In Unterzahl hilft Wormatia noch die Leidenschaft

01.09.2019

Es herrschte Einigkeit: Die erste Stunde zwischen Wormatia Worms und Hassia Bingen ging an den VfR. Es folgte aber eine mutige Prognose von Gästecoach Mayer.

WORMS – Echt kurios. Sehr viel einseitiger als die ersten sechzig Minuten im Rheinhessen-Duell der Oberliga zwischen Wormatia Worms und Hassia Bingen kann ein Fußballspiel nicht verlaufen. Mit dem 0:2-Rückstand waren die Hassiaten bis dahin mehr als gut bedient. Aber dann: Als Wormatia ihre erste Großchance der zweiten Hälfte, die zwingend die Entscheidung hätte einbringen müssen, im Übermut verdaddelte, hätte die Partie fast noch kippen können. Zumindest hing der 2:1 (2:0)-Heimsieg am Ende sogar am seidenen Faden.

Die Führung hatten Jan Schünke (5.) und Jan Dahlke (15.) in der ersten Viertelstunde ohne echte Mühe herausgeschossen. Die beiden Wormatia-Stürmer selbst ließen im Anschluss zwei weitere Chancen liegen (17., 18.). Bis zur Pause hätten Filimon Gerezgiher (28.) und Lennart Grimmer (34.) fast zwingend nachlegen müssen. „Wir hätten das Spiel da schon nach Hause schaukeln müssen“, haderte Wormatia-Trainer Kristjan Glibo: „Es war ein Spiel, in dem niemand geglaubt hätte, dass der Gegner noch mal zurückkommen würde.“

Wobei: Weil seine Mannschaft es tatsächlich mit der nötigen Portion Glück mit nur zwei Gegentoren in die Kabine schaffte, bot sich Hassia-Coach Dimitri Mayer noch mal die Chance, seine Truppe wachzurütteln. „In der ersten Halbzeit haben wir nicht die richtige Einstellung zum Spiel gefunden“, konnte er nicht leugnen. Aber: „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass es immer möglich ist, dass so ein Spiel eine Wendung nimmt.“

Das tat es. Es kam eben die 60. Minute. Im Duell vier gegen eins nahmen sich die Wormaten da nach einem Angriff über die linke Seite den Ball fast gegenseitig vom Fuß. Und die Strafe folgte prompt: Ein schneller Gegenstoß, ein hoher Ball über die Abwehr und die Notbremse von Ilias Tzimanis gegen Ex-Wormate Alper Akcam bescherte Wormatia eine Unterzahlsituation – Rot. An der Seitenlinie war Kristjan Glibo da „richtig sauer“. Leid tue ihm zum einen Ilias Tzimanis: „Er ist in einer klasse Form und musste sich für die Mannschaft opfern.“ Verärgert war er aber, wie sich die Mannschaft selbst aus der Spur gebracht hatte: „Weil wir einfach nicht entschlossen genug waren, den Sack nicht zugemacht haben. Und dadurch auch noch eine Rote Karte kassiert haben.“

Zwar ließen die Binger auch in Überzahl lange Zeit wirkliche Torgefahr vermissen, worin Dimitri Mayer auch einen entscheidenden Unterschied zwischen beiden Teams ausmachte: „Wenn man sieht, wieviel Aufwand wir für unser Tor betrieben haben…“ Dieses kam zumindest noch, als Fabian Liesenfeld – noch ein Ex-Wormate – eine Flanke am langen Pfosten zum Anschlusstor einköpfte (89.). Plötzlich war die Hassia dem Auswärtspunkt sogar noch mal nahe, wobei die Wormaten dem Gegner eine weitere Chance zumindest nicht mehr gestatteten. Es war ein Aspekt, den Glibo zumindest positiv herausstreichen mochte. Zwar sah er die Kraft bei seiner Elf ein wenig schwinden. Und doch: „Wir sind in die Duelle rein mit Leidenschaft. Da musst du eben auch ein bisschen Glück haben.“Irre, dass es am Ende auch „ein bisschen Glück“ war, über das sich die Wormaten nach derart einseitigen ersten sechzig Minuten freuen mussten.