Nibelungen Kurier: Platzverweis dreht Partie komplett
09.03.2020VfR WORMATIA WORMS: Erst gegen SV Elversberg in Führung und anschließend 2:3 verloren
VON JÜRGEN JAAP „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Das sagt der Volksmund so. Hätte sich doch einmal Sandro Loechelt an diese Weisheit der Vielen gehalten. Dann hätte Fußball-Oberligist VfR Wormatia Worms den späten Jahresauftakt in die Restrunde der Saison 2019/2020 gegen SV Elversberg II vermutlich nicht in den Sand gesetzt. Doch der quirlige Mittelfeld-Stratege der Wormaten hatte Mitte der Partie wiederholt Redebedarf, hinterfragte die Entscheidungen von Schiedsrichter Mario Schmidt aus Daun. Der fackelte nicht lange, hielt dem bereits mit gelb vorbelasteten Sandro Loechelt die Ampelkarte vor die Nase. Es war der Wendepunkt im Oberliga-Spitzenspiel. Wormatia führte zu diesem Zeitpunkt mit 2:1, gab den Vorsprung gegen vehement attackierende Elversberger noch aus der Hand, und erhielt einen späten Knock-Out beim 2:3 kurz vor dem Abpfiff.
Platzverweis beendet Wormatia-Feuerwerk abrupt
„Das war richtig blöd für uns und drehte das Spiel komplett“, fand Wormatias Kapitän Eric Lickert. Auch Kristjan Glibo maß der Szene in der 56. Minute bestimmende Bedeutung zu: „Das hat die Partie entschieden!“ Obgleich so ein Aussetzer seinem erfahrenen Akteur „nicht hätte passieren dürfen“ relativierte der VfR-Chefcoach aber zugleich: „Sandro hat ihn nicht beleidigt und der Schiri hätte durchaus die Gelegenheit dazu gehabt, unsere Trainerbank mit einem Wechsel reagieren zu lassen.“ Doppelt ärgerlich auch für die Wormser, dass der unnötige Platzverweis mitten in die beste Phase der Gastgeber fiel, brannte Wormatia doch direkt nach dem Wechsel ein Feuerwerk ab.
Erst setzte Simon Joachims eine Kopfball-Vorlage von Jan Dahlke in die Arme von SV-Keeper Joshua Blankenburg (46.). Dahlke machte es kurz darauf besser. Einen hoch in den Strafraum gechippten Ball von Ilias Tzimanis bugsierte der VfR-Mittelstürmer durch zwei Gegenspieler hindurch und am Torwart vorbei zum 2:1 ins Tor (48.). Zwei Minuten später hätte Dahlke nach Loechelt-Vorlage gar auf 3:1 erhöhen können, noch ehe der Platzverweis den VfR jäh ausbremste.
Wormatia beginnt kompakt mit Fünferkette
Apropos Wormatia-Feuerwerk: Wie auch schon in vielen Spielen der Vorrunde startete Worms perfekt ins Jahr 2020. Lennart Grimmer tanzte auf der rechten Außenbahn zwei Gegenspieler aus. Sein Schuss landete etwas abgefälscht unter den Beinen von Blankenburg hindurch zur frühen 1:0-Führung in den Maschen (4.). Gegen den mit einem spektakulären 10:0-Sieg über die Sportfreunde Eisbachtal perfekt ins Jahr gestarteten Tabellendritten agierte Wormatia zunächst aus einer Fünferkette heraus mit Eric Lickert („Wir wollten hinten kompakt stehen“) im Zentrum der Innenverteidigung.
Torchancen waren ob der eher defensiv eingestellten Wormser folglich Mangelware. Die erste richtige Gelegenheit nutzten die Gäste aber sofort zum Ausgleich. Nico Flögel passte auf den am Strafraum völlig allein gelassenen Maurice Baier (Glibo: „Ein Abstimmungsproblem in der Mitte“), der links an Kevin Urban vorbei locker zum 1:1 einschob (19.). Das war dann auch schon der letzte echte Höhepunkt einer von gegenseitigem Respekt geprägten ersten Halbzeit.
Kristjan Glibo: „Ärgerlich, eine bittere Pille“
Nach einer Stunde übernahm Elversberg das Heft des Handelns. „Die Überzahl hat uns natürlich in die Karten gespielt“, stellte SV-Trainer Marco Emrich fest. Erst bugsierte Yannik Haupts im Liegen das Leder noch vorbei (60.), ehe Angreifer Marvin Wollbold den in dieser Szene schlicht zu langsamen Perric Afari überspielte und zum 2:2-Ausgleich in den rechten Winkel einnetzte (64.). Auch danach blieb der starke Verbandsliga-Aufsteiger am Drücker. Zwar rettete Kazuki Kamikawa bei einem abseitsverdächtigen Vorstoß des eingewechselten Gibriel Darkaoui noch auf der Linie (76.), doch es kam, wie es irgendwie kommen musste.
Nach einer Ecke brachte Worms das Leder nicht aus der Gefahrenzone. Die zweite Hereingabe landete auf dem Kopf von Jonas Holzweissig, der mit der letzten Chance für die Gäste den 2:3-Endstand herstellte (87.). „Ärgerlich, eine bittere Pille, die wir schlucken müssen“, befand Kristjan Glibo ob der völlig unnötigen Niederlage, die sein Team nun vor der kommenden englischen Woche mit den beiden Auswärtsspielen in Karbach und Trier hinnehmen musste.