Nibelungen Kurier: Wormatia Worms II krönt sich zum Stadtmeister 2020

16.08.2020

FUSSBALL-STADTMEISTERSCHAFT: Die kleine Wormatia wird in die Geschichte der Stadtmeisterschaften als Corona-Stadtmeister eingehen / Im Endspiel Gastgeber SV Horchheim mit 3:1 besiegt

VON ANDREAS BERG  | Nachdem beide Mannschaften verdient durch die Ausscheidungsspiele bis ins Endspiel spaziert waren, setzte sich schließlich auch im Finale das klassenhöhere Team durch. In einer sehr interessanten Begegnung wurde von Beginn an das taktische Konzept der beiden Teams für die zahlreichen Zuschauer offensichtlich: Die Wormatia versuchte das Spiel mit viel Ballbesitz in die Hälfte der Horchheimer zu verlagern, während der gastgebende SVH, aufbauend auf einer stabilen Abwehr, versuchte immer wieder mit Kontern Nadelstiche zu setzen.

In einer kampfbetonten Partie schafften es beide Mannschaften sehr selten im letzten Drittel des Gegners für gefährliche Situation zu sorgen. Starke Abwehrleistungen sorgten dafür, dass sich die Begegnung weitestgehend im Mittelfeld abspielte.

Die besten Gelegenheiten dann noch Mitte der ersten Hälfte: 26. Minute: Blaser (Horchheim) wird mit schönem Steilpass in den Strafraum geschickt, Torhüter Ketterer kann mit Mühe den Ball zur Ecke lenken. 28. Minute: Mujevic (Wormatia) wird an der Strafraumgrenze herrlich frei kombiniert, sein Schuss streicht jedoch knapp über den Horchheimer Kasten. Ähnliche Position drei Minuten später nach einer feinen Freistoßvariante von Friedrich abgelegt auf Apfelbach, der jedoch auch über den Querbalken Richtung Horchheimer Grillhütte feuert. Eine Minute später wandert das Spielgerät wieder gefährlich auf der anderen Seite durch den Wormatia-Strafraum. Mehrere Schussversuche der Gastgeber werden abgeblockt, schließlich wird ein versuchter Heber von Metzinger mit den Fingerspitzen von Ketterer noch erreicht.

Eine Minute vor der Halbzeit werden die taktisch sehr diszipliniert auftretenden Horchheimer doch noch belohnt. Die Wormatia bekommt den Ball von der eigenen Torauslinie nicht entscheidend geklärt, zwei Horchheimer Schussversuche werden noch geblockt, beim dritten Versuch trifft Rauscher aus spitzem Winkel in den Wormatia-Kasten zum 1:0. Kurz darauf noch einmal Aufregung auf der rechten Angriffsseite der Wormatia. Mujevic und Levent liefern sich eine verbale Auseinandersetzung. Mujevic sieht Gelb und Levent, der bereits in der Anfangsphase mit zwei groben Fouls auf sich aufmerksam machte und dafür Gelb kassierte, zum ungünstigen Zeitpunkt kurz vor dem Halbzeitpfiff sogar Gelb-Rot.

Heimtrainer Heinrich, der seinem Team die beste Turnierleistung in diesem Spiel bescheinigte, sprach von einer verdienten Halbzeitführung, gab aber seinem Ärger über die unvermittelt eintretende Unterzahlsituation durch das Wegtreten eines gelben Markierungshütchens vom Spielfeldrand Ausdruck.

Diese versuchte die Wormatia dann auch in Abschnitt zwei auszunutzen. Und dies tat sie dann auch. Ohne Hektik, cool und souverän, als wäre der Altersdurchschnitt nicht 19,8 Jahre, sondern deutlich höher, nutzten sie ihre nicht zahlreichen, aber fein herausgespielten Chancen souverän. Vardaxis (54.)erzielte freistehend –nach vorangegangenem feinem Doppelpass zwischen ihm und Özemir im linken Strafraumbereich der Horchheimer zuerst den Ausgleich. Nach einem falsch eingeschätzten Ball des Horchheimers Verteidigers Ohl Cascante auf der linken Abwehrseite kann Frank in die Mitte flanken, wo Özemir hart bedrängt aus kurzer Distanz den Landesligisten in Führung bringt (60.).

Beste Chance für die Horchheimer zum möglichen zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich hatte noch Freese, der einem Wormatia-Abwehrspieler im eigenen Strafraum den Ball vom Fuß klaut, aber aus spitzem Winkel und kurzer Distanz am guten Wormatia Keeper Ketterer scheitert. Unschöner Höhepunkt der zweiten Halbzeit: ein völlig unnötiges rüdes Foul von Wormatia-Kapitän Amos im Mittelfeld, der in der 80. Minute auch konsequenterweise vom Platz geschickt wird. Die jetzt alles nach vorne werfenden Horchheimer werden in der Schlussphase klassisch ausgekontert. Eine von zwei sich ergebenden Überzahlsituationen der Wormatia wird schön ausgespielt und Mirco Müller hat keine Mühe den 3:1-Endstand herzustellen (91.).

Für die Horchheimer steht nun sofort das erste Pflichtspiel auf dem Programm, es geht im Pokal gegen den Ludwigshafener SC. Die Wormatia hingegen hat noch mindestens zwei weitere Vorbereitungsspiele im Kalender. Dort möchte Trainer Cuc vor allem die Reaktions- und Gedankenschnelligkeit seines Teams weiter ausbauen. Als Stadtmeister zeigte er sich höchst zufrieden mit seiner Mannschaft, wobei er auch eine mögliche 0:1-Niederlage nicht als großes Unglück empfunden hätte. Wichtig war für ihn besonders, dass sein junges, unerfahrenes Team in einem emotionsgeladenen Endspiel mit hoher Rivalität und galligem Heimteam als Favorit einer Drucksituation ausgesetzt wurde, um zu lernen mit einer solchen Situation umzugehen. Glück im Unglück übrigens für den gegen Ende des abgebrochenen Halbfinalspiels im Notarztwagen ins Krankenhaus transportierten Wormatiaspieler Nico Wendling: ein glatter Schlüsselbeinbruch scheint eine relativ komplikationslose Behandlung zu ermöglichen.

Ausgeklügeltes Konzept Garant für vorbildliche Umsetzung

Der sportliche Leiter des Ausrichters, Benjamin Bürger, zog derweil ein erstes Fazit bezüglich der Erfahrungen mit den anhaltenden Hygienevorschriften. Ein weitreichendes, gut ausgeklügeltes Konzept mit vielen freiwilligen Helfern und 3 Eingängen waren Garant dafür, dass das Ordnungsamt von einer vorbildlichen Umsetzung während der Stadtmeisterschaften sprach. In wieweit über die gesamte kommende Saison hinweg dieses aufrechterhalten werden kann, vermochte auch von Bürger nicht beurteilt werden. „Nicht für jedes Spiel der vielen Mannschaften des SVH wird es konstant über die neue Saison möglich sein, so viele Freiwillige zu mobilisieren“.