FuPa.net: Großer Knall erst nach dem Abpfiff

04.10.2020

Wormatia setzt sich in Pfeddersheim mit 3:0 durch +++ Trainer geraten verbal aneinader

Pfeddersheim. Die meisten der 500 Zuschauer hatten das Uwe-Becker-Stadion bereits verlassen, da kochte die Stimmung so richtig über. Neunzig Minuten war das Oberliga-Derby zwischen der TSG Pfeddersheim und Wormatia Worms umkämpft, aber fast ausnahmslos fair geführt worden. Zehn Minuten nach dem Schlusspfiff, die meisten Fußballer waren bereits in der Kabine verschwunden, ging es dann aber noch mal so richtig rund. Um es vorweg zu nehmen: mit Zweifel am verdienten 3:0 (0:0)-Erfolg der Wormatia hatte das nichts zu tun.

Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen die beiden Trainer. Als Pfeddersheims Daniel Wilde nach Spielschluss auf sein Gegenüber Kristjan Glibo zugeht, um dem Wormatia-Coach zu einem verdienten und ungefährdeten Sieg zu gratulieren, schlägt ihm dieser die Glückwünsche aus, lässt Wilde stehen. Hintergrund dieser Trotzreaktion seien die Aussagen, die der TSGler im Vorfeld des Duells im Gespräch mit dieser Zeitung getätigt hat. „Es ist ein Derby, und wenn es da auf dem Platz hitzig zugeht, habe ich damit kein Problem. Aber dass im Vorfeld so respektlose Aussagen getätigt werden, finde ich schade“, sagt Kristjan Glibo beim gemeinsamen Statement nach Spielende auf dem Platz an der Seite von Daniel Wilde. Letzterer hatte unter anderem gesagt, „wenn die Wormatia nicht gewinnt, machen sie sich zum Gespött“. Das fände er nicht „Sportsmen like“, so Glibo, der das Gefühl hatte, Wilde hätte sich mehr auf die Wormatia denn auf seine Mannschaft konzentriert. Dem erwiderte der TSG-Trainer: „Ich stehe zu meinen Aussagen. Die Wormatia ist in einer anderen Liga, was das Budget und das Personal angeht. Das hat man heute auch gesehen.“ Respektlos, so Wilde, sei für ihn etwas anderes. „Beispielsweise wenn jemand die Glückwünsche des anderen Trainers ausschlägt und einfach wegläuft. Ich glaube, im Vorfeld von so einem Derby ist es normal, dass auch mal der ein oder andere Spruch fliegt“, bat der Pfeddersheimer seinen Gegenüber darum, diese Aussage nicht zu persönlich zu nehmen. „Sollte es respektlos rübergekommen sein, dann tut es mir leid“, ergänzte Daniel Wilde.

Gäste brauchen vor dem Spiel keine Motivationsrede

In einem Punkt, so schien es, spielten die Aussagen des TSGlers der Wormatia doch sogar in die Karten. „Wenn du im Vorfeld solche Sätze liest, brauchst du die Jungs natürlich nicht nochmal zu motivieren. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir auf dem Platz die richtige Antwort gegeben haben“, erklärt Kristjan Glibo. Knapp 20 Minuten hatten sich beide Mannschaften mehr oder weniger neutralisiert. Dann verloren die Gastgeber den Faden. „Da waren zu viele einfache Fehler. Und die einfachen Ballverluste haben uns verunsichert. Man muss aber auch einfach sagen, dass wir nach vorne zu wenig Lösungen hatten“, analysierte Daniel Wilde. Bis auf den Torschuss von Marcell Oehler, der nach 20 Minuten im kurzen Eck an Ricco Cymer scheiterte, ließ die Wormatia-Defensive keine Chancen zu.

Im zweiten Durchgang holten die Wormaten dann das nach, was sie kurz vor dem Seitenwechsel noch verpasst hatten: das Toreschießen. Erst wurde die TSG nach einem Ballverlust ausgekontert, gegen Simon Joachims parierte Keeper Patrick Stofleth noch, den Abpraller erlief aber Jan Dahlke, der Lennart Grimmer erfolgreich bediente (54.). Und weil sich die Ballverluste im TSG-Spiel jetzt eben häuften, legte Dahlke selbst sogar doppelt nach (71., 78.). „Wir haben etwas gebraucht, um auf dem Platz zu unserem Spiel zu finden, aber wir haben immer daran geglaubt, dass wir unsere Chancen noch bekommen“, erklärt der Doppeltorschütze später.

„Pfeddersheim hat ein paar entscheidende Fehler gemacht, die wir so natürlich erstmal ausnutzen müssen. Das war einfach eine super Teamleistung von uns“, freute sich Kapitän Tevin Ihrig, während sich die Pfeddersheimer gefrustet in den Kabinentrakt verzogen. Das Derby-Nachspiel verpassten so die meisten Akteure – nach 90 fairen Minuten auf dem Feld.

Die Trainer im Wortlaut

Daniel Wilde (TSG Pfeddersheim): „Dass der Sieg der Wormatia verdient war, darüber müssen wir uns nicht unterhalten- Ihre individuelle Qualität ist einfach herausragend für diese Liga. Um gegen einen solchen Gegner bestehen zu können, müssen wir an unser Limit kommen und das sind wir nicht – kein einziger von uns. Wir haben die Bälle zu leicht hergegeben. Ein bisschen hat uns vielleicht der Mut gefehlt, aber die Wormatia hat uns mit ihrer Zweikampfstärke das Leben wirklich schwer gemacht.“

Kristjan Glibo (Wormatia Worms): „Ich bin sehr zufrieden, denn es war eine sehr, sehr reife Leistung meiner Mannschaft. Wir haben nur eine Chance zugelassen und sogar noch einige Konterchancen liegen lassen. Die Jungs haben den taktischen Plan komplett umgesetzt, waren mental voll auf der Höhe und wollten unbedingt hier gewinnen. Ich bin stolz auf die Mannschaft, denn sie hat heute extrem viele Lösungen parat und viele Balleroberungen gehabt. Es war fast ein perfektes Auswärtsspiel.“