FuPa.net: Auch als Senior stets auf Ballhöhe

02.03.2021

Hans-Jürgen Hangen steht seit 50 Jahren als Schiedsrichter auf dem Platz

Worms. Es ist knapp zwei Jahre her, dass Hans-Jürgen Hangen ein Fußballspiel im Kreis Kaiserslautern-Donnersberg leitete. Nach Spielschluss kam eine Zuschauerin auf den Wormser zu und fragte ihn nach seinem Alter. Als der damals 69-Jährige ihr antwortete, entgegnete die Dame beeindruckt: „Das ist ja Wahnsinn, sie laufen ja mehr als die Spieler.“ Komplimente, die dem heute 71-jährigen Schiedsrichter runtergehen wie Öl. „Immer auf Ballhöhe zu bleiben, ist schon extrem schwer geworden, denn das Spiel ist im Vergleich zu früher viel schneller geworden“, sagt Hangen. Wenn das jemand wissen muss, dann der Wormser. Seit 50 Jahren ist er an der Pfeife. Immer für den einen Verein: seine Wormatia.

„Seit meinem elften Lebensjahr bin ich Mitglied“, erzählt Hangen stolz. Zunächst als Fußballer, mit 18 spielte er für die Oberliga-Reserve, später dann als Schiedsrichter. „Mit 21 Jahren habe ich Spaß an der Schiedsrichterei gefunden“, erinnert sich der Wormser. Danach war er geboren, der erste Schiedsrichter in Diensten der Wormatia. Bis zu seinem 30. Lebensjahr spielte Hangen, abgesehen von einem Abstecher zu Alemannia Worms, durchweg für den VfR. Auf allen anderen Ebenen war der heute 71-Jährige immer für die Wormatia im Einsatz – ehrenamtlich. In seiner 60-jährigen Mitgliedschaft, für die Hans-Jürgen Hangen in diesem Jahr noch gebührend geehrt werden soll, war der Wormser aber auch als Jugendtrainer und Betreuer aktiv. „Das war von 1986 bis 2011. Dann habe ich ein neues Kniegelenk bekommen und meine Betreuertätigkeit bei der ersten Mannschaft beendet“, erzählt er. Vor allem die Zeit unter Trainer Demir Hotic hat er in „sehr guter Erinnerung“ behalten.

Wann er sein erstes Spiel als Schiedsrichter geleitet hat oder wie die Paarung lautete, daran kann sich der Ur-Wormate nicht erinnern. „Das ist alles zu lange her“, lacht er. Die Ehrenurkunde zu seinem Schiedsrichter-Jubiläum, die ihm vom VfR-Vorsitzenden Jochen Schneider jüngst überreicht wurde, habe ihn sehr gefreut. „Die Wormatia ist für mich ein Verein, der in Worms und Umgebung einfach einen Namen hat und aus meiner Sicht immer gut geführt wurde“, sagt der Jubilar. Dass es für den Klub mal auf- und mal abwärts ging, „ist im Sport doch völlig normal“.

Bezirksliga war die höchste Spielklasse, in der Hans-Jürgen Hangen in seiner fünf Jahrzehnte langen Karriere ein Spiel leitete. Heute ist er mit demselben Elan in der C- und B-Klasse aktiv. „So lange es geht, will ich das auf jeden Fall auch weiter machen“, sagt der 71-Jährige, der sich in der Corona-Zwangspause bestmöglich fit hält. Vier oder fünf Spiele pfeife er normalerweise pro Woche.

Neben dem Spiel selbst hat sich in den vergangenen 50 Jahren aber rund um den Fußball viel verändert. „Was man heute im Fernsehen sieht, hat nicht mehr viel mit dem Spiel zu tun. Da geht es nur noch um Geld“, findet Hangen und ergänzt besorgt: „Das kann den Fußball auch kaputt machen.“ Auch das Thema Videobeweis und -schiedsrichter sieht er kritisch: „Ich finde das nicht gut. Die Entscheidung sollte einfach beim Schiedsrichter und seinem Team bleiben. Es gehört einfach dazu, dass man dabei auch mal falsch liegt. Ganz kann man es ohnehin nicht ausschließen.“

Auch wenn er in seinen 50 Jahren an der Pfeife immer wieder Ärger mit wütenden Zuschauern hatte, sei er nie angegangen worden. „Insgesamt hat sich die Fairness gegenüber dem Schiedsrichter gebessert“, erinnert er sich ohnehin lieber an die vielen positiven Momente, die seine Leidenschaft ihm beschert haben. „Wenn nach dem Spiel selbst die Verlierer zu einem kommen, einem die Hand reichen und bedanken, ist es das größte Lob.“