Nibelungen Kurier: Wechsel bringen den Erfolg

29.08.2021

Fußball Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar: VfR Wormatia Worms dreht die Partie gegen SV Elversberg II nach der Pause in einen 3:1-Heimsieg

VON JÜRGEN JAAP | Es gibt Geschichten, die schreibt so eben nur der Fußball. Da droht dem VfR Wormatia Worms im zweiten Heimspiel des Jahres in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar gegen die SV Elversberg II eine Wiederholung der 0:1-Auftaktpleite gegen FC Hertha Wiesbach. Eine Halbzeit lang findet die Elf von Wormatia-Trainer Kristjan Glibo keine Mittel gegen die gut stehende U21 der Saarländer. Kristjan Glibo wechselt im zweiten Durchgang vier junge Fußballer ein. Der schier ewig lange verletzte Gibriel Darkaoui dreht die Partie fünf Minuten nach seiner Einwechselung mit dem Ausgleich zum 1:1 (50.). Und der 21-jährige Reda Chkifa aus der eigenen U21 sorgt drei Minuten nach seinem Auflaufen mit einem Traumtor zum 3:1 für die Entscheidung im Spiel (77.). Geschichten gibt’s, die so eben nur der Fußball schreibt.

Beide Mannschaften personell angeschlagen

Ein Teil der Geschichte ist aber auch eine erste Hälfte, in der man den ambitionierten Nibelungenstädtern das Fehlen der sechs Stammkräfte Sandro Loechelt (Adduktoren), Eric Lickert (Kreuzbandriss), Tevin Ihrig (Muskelfaserriss), Luca Graciotti (Wadenprobleme), Martin Röser (Frau hochschwanger) und Simon Joachims (Gelb-Rot-Sperre) deutlich anmerkte. Obgleich auch die Gäste insgesamt neun Spieler ersetzen mussten, standen die jungen Elversberger prima strukturiert. „Ich bin trotz der 1:3-Niederlage nicht unglücklich“, attestierte SVE-Coach Marco Emich seiner Mannschaft „eine sehr gute Leistung bis die Kräfte nachließen“.

Elversberg agiert effektiv, Wormatia nicht

In der Tat. Nach einem ersten Anlaufen über Henrique, dessen Flanke Fatih Köksal mit der Brust zurücklegte und Noel Eichinger aus dem Lauf zu mittig auf den SVE-Kasten brachte (3.), sorgte das starke und laufintensive Pressing von Elversberg im Mittelfeld für Probleme im Spielaufbau der Wormaten. „Wir konnten nicht zwischen die Räume kommen“, stellte Kristjan Glibo fest. Elversberg hingegen nutzte gleich die erste Gelegenheit zur Führung. Alessandro Marino eroberte im Mittelfeld den Ball, lief auf der linken Seite durch, passte auf Fabio Lanfranco, der keine Mühe hatte, das Leder zum 0:1 einzudrücken (11.). Während Elversberg sehr effektiv agierte, merkte man den Wormaten irgendwie eine fehlende Überzeugung in die eigene Stärke an. Zu Chancen kam Wormatia dennoch. Joey Lieshout ballerte das Leder nach einem Einwurf aus der Drehung knapp drüber (25.). Erneut war es Lieshout, der nach prima Rückpass von Noel Eichinger von der Grundlinie aus zehn Metern völlig freistehend in die Arme von SVE-Keeper Florian Barth zielte (33.). Und direkt vor dem Pausenpfiff sorgte ein abgefälschter Köksal-Schuss für Gefahr (45.).

Gibriel Darkaoui hatte eine Vorahnung

Die Wende im Spiel stellte sich mit den beiden Wechseln von Daniel Kasper für Joey Lieshout und Gibriel Darkaoui für Fatih Köksal zur Pause ein. Mit seinem ersten Ballkontakt nach einer nun auskurierten langwierigen Sehnenentzündung im Knie sorgte Gibriel Darkaoui auf einen klasse Rückpass von VfR-Kapitän Lennart Grimmer von der Grundlinie mit einem cool ins Eck geschobenen Schlenzer für den 1:1-Ausgleich (50.). „Ich habe davon geträumt, dass ich bei meinem ersten Oberliga-Spiel auch treffe“, berichtete ein überglücklicher Gibriel Darkaoui von seiner Vorahnung, die wahr wurde. Der Treffer sorgte bei den Wormaten für eine völlig andere Körpersprache, die Adrian Kireski nach einer der vielen Ecken von Noel Eichinger mit einem wuchtigen Kopfball zum 2:1 in Zählbares umsetzte (60.).

Reda Chkifa schreibt zweites Wormatia-Märchen

Überhaupt: Wormatia war gegen konditionell merkbar nachlassende Gäste voll drin im Spiel, hatte durch ein Solo von Noel Eichinger (Glibo: „Noel war sehr umtriebig“) die nächste dicke Gelegenheit, die der linke Fuß von Florian Barth aber zunichtemachte (65.). Ein satter Schuss aus 20 Metern von Jannik Marx deutete das zweite Wormatia-Märchen an diesem Tag an. Reda Chkifa, Stürmer aus der Wormatia-U21, kam für Eichinger in die Partie. Drei Minuten später schlug der quirlige 21-Jährige rechts einen Haken an seinem Gegenspieler vorbei, ein Lupfer über den verdutzten Florian Barth hinweg – ein Traumtor (77.). „Ein geiles Gefühl, das habe ich genauso gewollt“, meinte der Youngster nachher im Überschwang der Sinne. Wenig später durfte Aaron Asamoah nach seinem Kreislauf-Zusammenbruch im Spiel letzte Woche beim FC Speyer noch Spielminuten sammeln und damit den Nachweis erbringen, dass gesundheitlich alles wieder beim 20-jährigen Mittelfeldspieler stimmt. Das Märchenbuch war damit endgültig zu. Wormatia hatte nach über zehn Monaten ob der Corona-Lockdowns wieder einen Heimsieg in der EWR-Arena zu feiern. Und Kristian Glibo durfte erleichtert bemerken, „einen wichtigen Sieg gegen eine starke Mannschaft geholt zu haben“.