Nibelungen Kurier: Mit drittem Trainer zum nächsten Dreier
28.03.2022VON JÜRGEN JAAP | Durchatmen beim VfR Wormatia Worms aus vielerlei Sicht nach einer alles andere als normalen Trainingswoche beim Tabellenführer der Meisterrunde der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz. In sportlich ohnehin nur schwer kalkulierbaren Corona-Zeiten fiel erst Trainer Kristjan Glibo unter der Woche erkrankt aus. Co-Trainer Christian Adam folgte mit positivem Corona-Test kurz vor dem schweren Auswärtsspiel am Sonntagmittag bei SV Alemannia Waldalgesheim. Also musste mit Norbert Hess der dritte Trainer in ein paar Tagen ran. „Ich war ja schon einige Jahre tätig im Trainergeschäft, musste mich aber doch erst einmal sammeln“, war die Situation selbst für den im Fußballsport höchst erfahrenen Sportlichen Leiter des VfR Wormatia Worms speziell mental kein Kinderspiel. Doch Norbert Hess konnte nach dem 2:1-Sieg beim Angstgegner, dem Wormatia bereits zweimal im Südwest-Pokal unterlag, tief durchatmen: „Wir haben das als Team gemeinsam richtig gut gelöst.“
Auswärts diese Saison weiter ungeschlagen
Gut gelöst insofern, weil es die Nibelungenstädter von Beginn an mit der erwartet starken Heimmannschaft (Norbert Hess: „Die haben Trier zuhause beim 3:3 verdient einen Punkt abgeknöpft“) zu tun hatten. Die Wormser hielten in einem körperlich und kämpferisch alles abverlangenden Duell auf Augenhöhe voll dagegen und konnten – wenn auch etwas glücklich ob der zahlreichen guten Torchancen der Waldalgesheimer – letztlich drei wichtige Zähler im Kampf um die Meisterschaft und den Aufstieg einsacken. „Das war ein echter Abnutzungskampf mit dem besseren Ende für uns“, brachte Norbert Hess die umkämpfte Partie auf den Punkt. Wormatia hat den Start in die Aufstiegs-Playoffs mit der optimalen Ausbeute von sechs Punkten aus den zwei Auswärtsspielen absolviert, bleibt auswärts die gesamte Oberliga-Saison 2021/2022 ungeschlagen. Die Mannschaft kann vor den beiden Heimspielen gegen FV Engers und im Gipfeltreffen gegen SV Eintracht Trier also auf dem Tabellenthron durchschnaufen.
Früher Rückstand schockt Wormaten
Durchschnaufen war allerdings beim Start ins Match aus Wormser Sicht nicht angesagt. Ganz im Gegenteil. Bereits früh lag der Gast hinten, weil Innenverteidiger Jean-Yves M’voto beim Rückpass auf Ricco Cymer, der nach überstandener Corona-Infektion wieder das Wormser Tor hütete, Shane Wheeler übersah. Dessen Ablage auf Oliver Schmitt fälschte VfR-Kapitän Sandro Loechelt unglücklich mit dem Rücken ins eigene Tor ab (3.). „Der frühe Rückstand und die robuste Spielweise der Alemannia haben uns schon etwas geschockt“, sah Norbert Hess sein Team zunächst mit dem Rücken zur Wand. Hohe Bälle und gute Standards sorgten für reichlich Gefahr vor dem Gästetor. Erst musste Ricco Cymer einen Freistoß von Serdal Günes entschärfen (15.). Bei dem Volleyschuss von Philipp Gänz (17.) und einer verunglückten Flanke von Lukas Manneck (22.) benötigte der Wormser Keeper aber die gnädige Hilfe des Pfostens, um einen höheren Rückstand zu vermeiden. „Wir haben uns 25 Minuten richtig schwergetan“, konstatierte Norbert Hess folgerichtig.
Mit Glück und einem 1:1-Remis in die Pause
Wormatia nahm den Kampf mit zunehmender Spielzeit Mitte der ersten Hälfte über die Doppelsechs mit Kapitän Sandro Loechelt und Jannik Marx vor der eigenen Viererkette an. Den ersten Warnschuss gab Simon Joachims ab, dem der Ball auf dem holprigen Rasen aber versprang (23.). Zurück ins Spiel fand der VfR durch einen Elfmeter. Lennart Grimmer bekam im Strafraum einen Tritt in die Hacke. Noel Eichinger verwandelte eiskalt vom Punkt zum angesichts des klaren Chancenplus der Alemannen schmeichelhaften 1:1-Ausgleich (35.). Und beinahe hätten Eichinger (40.) oder Grimmer (45.) gar noch kurz vor dem Wechsel nachgelegt.
Wormatia trifft und drängt
Von Norbert Hess in der Halbzeitansprache besser auf die Gastgeber eingestellt, kam Wormatia prima aus der Pause. Jannik Marx köpfte eine Ecke zur 2:1-Führung der Gäste ein (50.). Auch das zweite Tor des VfR resultierte aus einer Standard-Situation, die im modernen Fußball so große Bedeutung besitzen. Besser noch: Wormatia wollte nachlegen. Erst knallt Lennart Grimmer den Ball an den rechten Außenpfosten (54.) und traf später per Kopf den linken (61.). Die dickste Chance ließ aber Mittelstürmer Aleksandar Biedermann nach klasse Konter völlig freistehend vor dem Tor liegen (58.). Der dritte Treffer fiel in der stärksten Phase der Wormatia aber nicht.
Offener Schlagabtausch mit besserem Ende für Wormatia
Es blieb daher in der letzten halben Stunde der Partie ein offener Schlagabtausch – mit leichten Vorteilen für Waldalgesheim und einem weiteren Test des Aluminiums am Tor der Wormaten. Lukas Manneck war mit einem Freistoß auf die Latte (62.) nah dran am Ausgleich. Auf der anderen Seite zielte Luis Kiefer in die Wolken (71.), dann musste Cymer einen Drehschuss von Nils Gräff abwehren (73.). Als Turm in der Wormatia-Abwehrschlacht der Schlussphase erwies sich Jean-Yves M’voto dank seiner enormen Kopfballstärke. Einmal musste allerdings Tevin Ihrig noch vor der Linie retten (85.), ehe Wormatia den Dreier in der Tasche hatte. „Am Ende haben wir schon glücklich gewonnen, aber danach fragt bereits morgen keiner mehr“, nahm Norbert Hess die Punkte nur zu gerne mit zurück auf die kurze Reise vom Norden Rheinhessens ins südliche Rheinhessen nach Worms.