FuPa.net: Feuer drin – damals und heute

08.04.2022

Wormatia Worms gegen Eintracht Trier – Ein Duell mit aktuell brisanter Ausgangslage. +++ In den 80ern spielten die Vereine sogar gemeinsam in Liga zwei.

WORMS. Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, dass am Ende der Oberliga-Saison 2021/2022 entweder die Wormatia aus Worms oder die Eintracht aus Trier in die Regionalliga aufsteigen wird. Zu gut, zu konstant und zu überlegen präsentieren sich die beiden rheinland-pfälzischen Traditionsvereine in dieser Saison. Zwar „pflügten“ die beiden Mannschaften in den vergangenen Wochen nicht mehr so durch die Liga, wie sie es noch in ihren Hauptrunden – und vor der seit März laufenden Meisterrunde – gemacht haben, aber sie fahren weiterhin verlässlich ihre Punkte ein. Die Wormatia punktete zuletzt in Koblenz (2:1), in Waldalgesheim (2:1) und gegen Engers (0:0). Eintracht Trier sammelte in den ersten drei Spielen der finalen Saisonphase ebenfalls siebenfach gegen Dudenhofen (2:0), Ludwigshafen (1:1) und Diefflen (3:1).

Von einem Endspiel zu sprechen ist angesichts der dann noch folgenden acht Saisonspielen (inklusive des Rückspiels in Trier) zu früh. Richtig ist aber, dass sich der Gewinner die Pole-Position in der Tabelle schnappt. Wormatia-Trainer Kristjan Glibo sprach zuletzt von einem Marathon, der seinem Team bis zum Ende der Saison noch bevorstehe.

So brisant und spannend das Aufstiegsrennen der zwei aktuell besten Oberligisten im Südwesten Deutschlands auch ist, von Profi-Fußball sind die beiden Vereine aktuell gefühlt ganz weit weg. Das war nicht immer so. Zu Beginn der 80er-Jahre spielten die beiden Traditionsmannschaften sogar gemeinsam in der damaligen zweigleisigen zweiten Bundesliga.

Die Wormser Zeitung wirft einen Blick zurück. In die Zeit, in der die Wormatia und die Eintracht gemeinsam auch überregional in Erscheinung trat..

Saison 1977/1978

In der Saison 1974/1975 stieg das Gründungsmitglied Wormatia Worms als Tabellenneunzehnter aus der zweiten Bundesliga Süd ab. 1977 gelang im zweiten Anlauf der Wiederaufstieg. Bereits ein Jahr zuvor war der Eintracht aus Trier der Aufstieg aus der Amateurliga Rheinland in die Zweite Liga geglückt. Mit Platz 17 in Jahr eins sicherten sich die Trierer auf Anhieb den Klassenerhalt in der zweithöchsten deutschen Spielklasse.

Die Saison 1977/1978 eröffnet die Wormatia als Aufsteiger mit einem deutlichen 3:0-Erfolg gegen Kickers Offenbach. Vor der Saison war die Mannschaft dank Geldgeber Winfried Heyn (seit Mai 1977 Erster Vorsitzende) mit Bundesliga Altstar Lorenz Horr und weiteren Neuzugängen verstärkt worden, sodass die Wormser eine souveräne Runde spielen und die Saison auf Rang neun beenden (42:34 Punkte). Wesentlichen Anteil an der starken Saison der Wormatia hat Stürmer Werner Seubert, der in 28 Spielen 21 Tore erzielt.

Die Eintracht aus Trier spielt ebenfalls eine solide Runde und wird vor Teams wie dem FC Augsburg und dem FSV Frankfurt Tabellenzwölfter (35:41).

Saison 1978/1979

In die Saison 1978/1979 geht die Wormatia mit einem neuen Trainer: Eckard Krautzun. Von seiner vorherigen Station Eintracht Frankfurt bringt er die Spieler Egon Bihn und Dragoslav Stepanovic mit. In der Hinserie begeistert das Wormser Team und feiert trotz Vereinen wie Waldhof Mannheim, 1. FC Saarbrücken oder Stuttgarter Kickers die Herbstmeisterschaft. Doch die Freude darüber hält nicht lange. Weil Winfried Heyn mit dubiosen Geschäftspraktiken auffällt, müssen in der Winterpause mehrere Spieler verkauft werden. Auch Krautzun verlässt den Verein wieder und wechselt zum späteren Aufsteiger 1860 nach München.

Trotz der schwierigen Umstände erreicht das Team der Wormser am Ende der Saison einen hervorragenden dritten Platz. Da jedoch nur der Tabellenerste in die Bundesliga aufsteigt und nur der Tabellenzweite die Aufstiegsspiele erreicht, bleibt die Wormatia trotz 21 Siegen in 38 Spielen (50:26 Punkte) in Liga zwei. Deutlich vor Eintracht Trier, die in ihrem dritten Zweitliga-Jahr mit 36:40 einen beachtlichen zehnten Tabellenplatz erreicht.

Saison 1979/1980

Die Wormatia-Saison 1979/1980 ist geprägt von den „Aufräumarbeiten“ der Heyn-Ära. Finanziell erschwert das nachlassende Zuschauerinteresse die Wormser. Statt bekannter Namen finden sich vorwiegend Halb-Profis im Wormatia-Kader, weswegen das Team nicht an die erfolgreiche Vorsaison anknüpfen kann. Dragoslav Stepanovic verlässt Worms für 140 000 Pfund in Richtung Manchester City. Weiteres Geld spült „Die Allgemeine Beratungs- und Immobiliengesellschaft“ (kurz A.I.B.) in die Vereinskassen, die sich für insgesamt 150 000 Mark die Rechte für das Sponsoring auf dem Wormatia-Trikot sichert.

Sportlich schneidet die Wormatia durchwachsen ab und landet nach vielen Aufs und Abs am Ende der Saison auf dem zehnten Rang (38:42 Punkte). Wieder vor Eintracht Trier, die mit Rang 15 und 36:44 Punkten nur zwei Punkte mehr auf dem Konto haben wie der erste Absteiger auf Rang 17: der ESV Ingolstadt.

Großes Wormatia-Highlight der Saison: die Zweitrundenpartie des DFB-Pokals gegen den amtierenden deutschen Meister Hamburger SV (0:3) vor 20 000 Fans im heimischen Stadion.

Saison 1980/1981

Die Entscheidung, die zweigleisige zweite Bundesliga zusammenzulegen und aus der Nord- und Südstaffel eine eingleisige deutschlandweite Liga einzuführen, kommt für viele Vereine überraschend. Die Mehrheit der Vereine im Süden ist gegen eine Zusammenlegung. Die Mehrheit der Vereine im Norden dafür. Knapp fällt die Entscheidung pro Zusammenlegung. Für die halbe Liga geht es dadurch plötzlich um den Abstieg. Doch nicht alleine die Saison 1980/1981 ist für die Einteilung der Liga maßgebend, sondern eine Dreijahreswertung, um die konstant guten Ergebnisse der Vereine zu berücksichtigen. Für Worms ein Segen, denn Platz zwölf im Jahr 1981 reicht, um in der darauffolgenden Saison in der zweiten Liga an den Start gehen zu können. Eintracht Trier steht am Ende der Saison zwar erstmals vor der Wormatia aus Worms (Platz acht) in der Tabelle, muss aber dennoch im Folgejahr in der Oberliga-Südwest antreten.

Ein Jahr später steigt die Wormatia in der Premierensaison der eingleisigen zweiten Liga ab und trifft dort mit einem Jahr Verzögerung also wieder auf den Verein, der knapp 40 Jahre später auch an diesem Wochenende (Sonntag 14 Uhr) in der EWR-Arena zu Gast ist: Eintracht Trier.

Zurück in die Gegenwart

Für das Duell gegen Eintracht Trier steht Wormatia-Trainer Kristjan Glibo beinahe der gesamte Kader zur Verfügung- Lediglich Justin Smith (Leistenverletzung) und Alexander Biedermann (Zahn-OP) fallen sicher aus. Hinter dem Einsatz von Defensiv-Allrounder Adrian Kireski (Nacken- und Halsbeschwerden) steht noch ein Fragezeichen. Rein tabellarisch treffen mit den beiden Topteams der Oberliga zwei absolut gleichwertige Mannschaften aufeinander. Während die Wormser die Südstaffel der Hauptrunde als klarer Primus abschlossen, gelang den Trierern in der Nordstaffel ebenfalls der Einlauf als souveräner Spitzenreiter. Die Wormatia führt die Tabelle mit 57 Punkten und einem Torverhältnis von 64:20 an – dicht gefolgt von der Eintracht aus Trier (56 Punkte, 64:21 Tore). Worms-Kapitän Sandro Loechelt ist optimistisch und sieht sein Team leicht in der Favoritenrolle: „Wir sind Tabellenerster, also sind wir Favorit.“