FuPa.net: Daumen drücken aus der Ferne
18.05.2022Wormser Eric Lickert absolviert in Freiburg seine Reha +++ Über den Umgang mit Verletzungen und das Spiel in Trier
WORMS. Statt dem geliebten runden Leder beschäftigt sich Wormatia-Spieler Eric Lickert aktuell vorwiegend mit AlterG. Einem Anti-Schwerkraft-Laufband, das ihm bei seiner Reha unterstützt. Vergleichbar mit Aqua-Jogging reduziert das Laufband das eigene Körpergewicht und verringert die Belastung der Gelenke, sodass der Heilungsprozess beschleunigt wird.
Eric Lickert klingt gut gelaunt, als er sich am Telefon aus seiner Freiburger Heimat meldet. Er fühle sich soweit gut, berichtet er. Jeden Abend arbeite er zwei drei Stunden in der Reha und mache Fortschritte. Und das Schlimmste liege ja schon hinter ihm.
Grauenhafte Erinnerungen
Da hat der Mittelfeldspieler recht. Der Moment, in dem sich Lickert Ende Januar bei einem Testspiel gegen Alzey den Knöchel und das Wadenbein bricht, ist ihm auch Monate später noch präsent. Es sind Bilder, die sich bei allen Beteiligten eingeprägt haben. Der Betroffene selbst sagt: „Mein erster Gedanke war, dass man dieses abstehende Bein im Leben nicht mehr richten kann“, erinnert er sich. Diese Sorgen, „ich hatte auch irgendwie ein Holzbein in meinem Kopf“, konnten ihm die Ärzte glücklicherweise schnell nehmen. Dennoch würde er die Erinnerung gerne löschen. Den damals getragenen Fußballschuh werde er nie wieder anziehen, habe er seiner Mutter vor kurzem erst gesagt. „Generell werde ich keine blauen Kickschuhe mehr tragen“, sagt der 26-Jährige. So viel Aberglaube muss dann wohl sein.
Dass Eric Lickert inzwischen einigermaßen locker über den Unfall, die Verletzung und die Reha sprechen kann, liegt auch daran, dass der Freiburger vom Verletzungspech in seiner Sportlerkarriere begleitet wird. Vor dem Schock im Januar hatte ihn bereits ein Kreuzbandriss monatelang außer Gefecht gesetzt. „Ich habe gelernt, geduldig zu sein.“ Von Zeitplänen und großen Comeback-Plänen hält er nicht viel: „Ich finde, davon hat man nichts. Jeder Tag kann in der Reha ja wieder anders aussehen.“
Tägliches Arbeiten für ein schnelles Comeback
Also hält Lickert an seinem Tagesprogramm fest und hofft auf eine schnelle Genesung. Das Umfeld in der Heimat mit Familie und Freundin hilft ihm dabei. Auch schon während seines Kreuzbandrisses erholte er sich im Kreis seiner Vertrauten von seiner Knieverletzung. „Wir sind eingespielt und gut ausgestattet“, berichtet er und kann darüber sogar ein wenig lachen.
Seine Wormser Mitspieler vermisst er trotzdem. Aus seiner Heimatregion drückt er den Spieler und Kristjan Glibo die Daumen. Die Entwicklung des Teams verfolgt er genau. Per Telefon hält er Kontakt. „Klar wäre ich da gerne momentan dabei, aber ein wenig Abstand von Außen tut schon auch gut“, erklärt der Mittelfeldspieler. Er freue sich über den Lauf des Teams und die Entwicklung einiger junger Spieler. Daniel Kasper fällt ihm spontan ein. „Der hat in der Rückrunde schon noch mal ein zwei Schritte nach vorne gemacht.“
Ob ihn die positive Entwicklung und die souveränen Siege der vergangenen Wochen überraschen? Lickert muss kurz überlegen. Und beginnt seine Antwort anders. Der holprige Start in die Meisterrunde sei auch ein Entwicklungsschritt der jungen Mannschaft gewesen. „Dass man in einem Jahr irgendwann mal Punkte liegen lässt, gehört dazu.“ Wichtig sei, dass man sich davon wieder erhole. „Und aktuell wirkt die Mannschaft wieder sehr stabil.“ Die vielen Offensivaktionen, das dominante Spiel, der Lauf – also wohl eher keine Überraschung.
Fokus auf das Topspiel
Die schwere Hürde FV Engers hat die Wormatia am vergangenen Wochenende jedenfalls übersprungen. Zwar mit leichten Anlaufschwierigkeiten, aber am Ende der 90 Minuten dann doch recht souverän. Die negativen Aspekte – verschossener Elfmeter von Noel Eichinger und Platzverweis Daniel Kasper – sollen den Wormser Gesamtauftritt vor dem Gipfeltreffen in Trier am kommenden Wochenende (Samstag 18 Uhr) nicht schmälern.
Eric Lickert wird im Moselstadion auch dabei sein – wird die Daumen drücken. Auf seinem Weg aus Freiburg wird er eventuell noch einen Zwischenstopp in Mannheim machen und dort seinen verletzten Mitspieler Lennart Grimmer (Muskelbündelriss) einsammeln.
Lickert denkt an das Hinspiel zurück. Er spricht von Emotionen, der tollen Kulisse und die Vorfreude, seine Mitspieler wieder gesehen zu haben. Er sagt es ohne Wehmut. Aber man merkt: Am liebsten wäre er selbst mit auf dem Platz dabei. Nicht nur auf der Tribüne.