Nibelungen Kurier: Kristjan Glibo: „Sind bereit fürs Finale“
29.05.2022VON JÜRGEN JAAP | „Spitzenreiter, Spitzenreiter, Spitzenreiter.“ Die gut 1.150 Wormser Fußball-Fans auf der Haupt-, der Vor-, den Nebentribünen und der Gegengerade in der Wormser EWR-Arena feiern mit der Mannschaft des VfR Wormatia Worms den 4:0-Sieg über den FC Blau-Weiß Karbach. Es war das letzte Heimspiel der Saison 2021/2022 in der Meisterrunde der Oberliga Rheinland-Pfalz / Saar. Das sportliche Duell auf Augenhöhe um den Titel in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse zwischen Wormatia und dem SV Eintracht Trier tobt seit Wochen, seit Monaten. Trier hatte mit einem 3:0-Erfolg am Vatertag beim TuS Mechtersheim vorgelegt. Worms schlug nun eindrucksvoll zurück, schnappt sich mit dem 4:0-Kantersieg über die Fußballer aus der kleinen Hunsrück-Gemeinde erneut die Tabellenführung. Es ist angerichtet für das Finale Furioso nächsten Samstag, wenn Wormatia mit einem Sieg beim SV Gonsenheim den Titel im Fernduell mit Trier sportlich aus eigener Kraft klarmachen kann.
In der Nachspielzeit der ersten Hälfte entlädt sich die Anspannung
„Wir waren schon angespannt, merkten den großen Druck, der nach der Vorlage durch Trier unter der Woche auf unseren Schultern lastete“, räumte Sandro Loechelt kurz nach dem Abpfiff des Spiels ein. Für den Wormatia-Kapitän und Spielmacher der Wormaten stand folgende Frage an erster Stelle der Partie gegen Karbach: „Wann würden wir den ersten Treffer und damit den Dosenöffner landen?“ Die Geduld der Fans und Mannschaft wurde jedoch arg strapaziert. Bis in siebte Minute der Nachspielzeit der ersten Halbzeit dauerte es, ehe Noel Eichinger mit seinem Führungstor einen Jubelsturm in der EWR-Arena entfachte. Der kämpferisch überragend agierende VfR-Mittelstürmer Daniel Kasper hatte Eichinger in der Mitte freigespielt, der aus fünf Metern einschob. Der Rest war Erleichterung pur im weiten Rund.
Wormatia startet nervös, lässt Chancen aus
Wormatia begann nervös, kam mit der sicher stehenden Fünferkette der robust agierenden Hunsrücker nur schwer zurecht. So dauerte es bis zur zwölften Minute, ehe Jannik Marx den ersten gefährlichen Schuss abfeuerte. Zwei Minuten später trat erstmals Daniel Kasper in Erscheinung, doch seinen Schuss konnte FC-Torwart Florian Bauer entschärfen und im zweiten Versuch von Kasper zur Ecke lenken. „Wir haben uns stark auf die Defensive konzentriert und konnten den haushohen Favoriten Wormatia sehr lange ärgern“, konstatierte Gästetrainer Maximilian Junk. Erfolgversprechende Chancen erspielte sich in der Folge aber einzig Wormatia. Zunächst forderte das Stadion vergeblich einen Foulelfmeter, als Kasper durch einen Schubser von Jannik Mohr im Strafraum zu Fall gebracht wird (29.). Sandro Loechelt zielt aus 20 Metern daneben (32.) und Kasper scheitert in der ob zahlreicher Spielunterbrechungen extrem langen Nachspielzeit der ersten Hälfte erneut am Fuß von Florian Bauer (90.+4).
Jean-Yves M’voto legt gewohnt per Kopf nach
Mit dem Tor durch Noel Eichinger war bei den Hausherren der Knoten geplatzt. „Wir haben das sehr, sehr gut gespielt“, lobte VfR-Cheftrainer Kristjan Glibo die „tolle Moral der Mannschaft nach der bitteren und höchst unglücklichen 1:2-Niederlage in Trier, die so höchstens alle 50 Jahre zustande kommt“. Kasper zeigte sich erneut mit einem spektakulären Seitfallzieher (50.). Nach einem Standard, den man so schon etliche Male in der EWR-Arena bejubeln durfte, fiel das lange überfällige 2:0. In eine Ecke von Eichinger lief der Wormser Abwehrchef Jean-Yves M’voto ein und versenkt das Leder mit dem Kopf unnachahmlich und unhaltbar in den Maschen (59.).
Einwechselspieler Graciotti und Biedermann machen 4:0-Sieg klar
Die Partie war gelaufen, das Endergebnis stand noch nicht. Gegen die offensiv harmlosen Karbacher kam Daniel Kasper im Dauerduell mit FC-Keeper Florian Kasper erneut nicht zum Zuge (70.). Dafür sorgte schließlich der für Kasper eingewechselte Luca Graciotti bei seiner ersten Aktion. Erst holte der offensive Mittelfeld-Spieler des VfR einen Strafstoß heraus, den er ganz sicher zum 3:0 verwandelte (84.). Den Schlusspunkt unter eine starke Vorstellung des Tabellenführers setzte der ebenfalls eingewechselte Aleksandar Biedermann nach einer von Loechelt verlängerten Eichinger-Ecke am langen Pfosten (90.+2). „Wir sind bereit fürs Finale in Gonsenheim“, packte Kristjan Glibo den Auftritt seiner Elf kurz und knapp in Worte.
Störfeuer des Meisterschafts-Konkurrenten Eintracht Trier
Unterdessen gibt es Nachrichten aus Trier, die in Worms durchaus verstören. Der Meisterschafts-Konkurrent hat beim SWFV Klage gegen die Bewertung des Rückzugs von SV Röchling Völklingen eingelegt. Kurzum möchte Trier, dass Wormatia die sechs erspielten Punkte gegen Völklingen aberkannt werden. Trier würde somit wohl am grünen Tisch auf Umwegen zum Meistertitel kommen (siehe dazu nebenstehenden Kommentar). Eine Entscheidung in der Sache soll Anfang nächster Woche fallen. Norbert Hess, der Sportliche Leiter des VfR, bezieht zur Vorgehensweise von Trier deutlich Stellung: „Das ist sportlich nicht fair. Der Zeitpunkt der Klage ist dazu eher als Störfeuer im Titelkampf zu werten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Trier damit Erfolg hat.“ Und für Kristjan Glibo gibt es sowieso kein Vertun: „Beim Fußball soll es nur um Sport gehen. Die Entscheidung über die Meisterschaft darf einzig und allein auf dem Platz fallen –nämlich nächsten Samstag in Gonsenheim.“