Nibelungen Kurier | „Der Geist ist willig …“

30.04.2023

Von Marcus Diehl › „…aber das Fleisch ist schwach“. Es ist müßig, einen Spruch aus der Bibel auf den Sport zu übertragen. Seine Bedeutung trifft auf das Spiel der Wormatia gegen den Abstiegskonkurrenten SGV Friedberg aber vortrefflich. Die Bedeutung: gute Vorsätze werden aus Bequemlichkeit oder menschlicher Schwäche nicht befolgt!

Die 1:3 Niederlage der Wormatia zeigte jedem Optimisten, dass die Qualität im Kader der Wormatia für die Regionalliga nicht reicht. Nur stets bemüht zu sein, langt dann irgendwann einfach nicht mehr. Wenn etwas Positives herausgestellt werden soll, dann das der blutleere Auftritt wie gegen Koblenz sich nicht wiederholt hat. Der Wille war zu erkennen, nur beim Umsetzen stößt das Team an seine Grenzen. Wenn dann der Gästetrainer, Roland Seitz, von einem schwachen Auftritt seiner Mannschaft spricht, sagt schon alles über das Wormatia-Spiel aus. Zu fehlerhaft war der Spielaufbau. Einfache Abspielfehler, die Zuspiele ins Niemandsland und kaum ein Durchsetzen in den Zweikämpfen. Möglichkeiten wären dagewesen, wenn nicht zu viele Fehler im Umschaltspiel gemacht worden wären.

Quentchen Glück fehlt

In der ersten Hälfte musste der Gästetorhüter nur einmal zugreifen. Dabei zeigte er bei einem Schuss von Marx keine gute Figur. Gegen diese Gästemannschaft, wie auch gegen Koblenz, ist es eigentlich unerklärlich, das keine drei Punkte dabei rauskommen. Nur Lennart Grimmer suchte fast jeden Abschluss, dabei fehlt ihm das nötige Glück.

Die Gäste mussten nur abwarten, bis die Wormatia, nun auch in der Defensive, ihre Fehler machten und die kamen zwangsläufig. Die erste Gelegenheit dazu kam in der 12. Minute. Dabei scheiterte Christian Mauersberger mit seinem Schuss am Pfosten. Wie einfach das Toreschießen gegen die Wormatia an diesem Tag sein wird, bekamen die 828 Zuschauer beim Führungstreffer dargelegt. Ein schlecht ausgeführter Eckball kommt halbhoch hinein, fünf Wormatia Spieler versammeln sich mit ihren Konkurrenten am kurzen Eck. Keiner konnte entscheidend den Fuß an den Ball bringen. Dahinter steht Barini völlig frei. Lucas Torres hat ihn einfach aus den Augen verloren. Ein sehr dilettantisches Abwehrverhalten. Trainer Peter Tretter: „So naiv wie wir heute verteidigt haben, hast du nicht verdient zu gewinnen.“

Geschenkter Elfmeter für VfR

Nach der Pause kam der VfR eigentlich gut in die Partie hinein. Durch einen geschenkten Elfmeter wurde der Ausgleich erzielt. Nach einem angeblichen Foul an Nils Fischer erzielte Jannik Marx den Ausgleich. Die Hoffnung zum Sieg kam wieder auf, aber nicht lange.

Zwei Minuten später war diese Hoffnung schon erledigt. Von einem schülerhaften Abwehrverhalten kann gesprochen werden. Diese Situation hätte mehrfach geklärt werden können. Zu aller Letzt spielt Lucas Torres dem Torschützen Filimon Gerezigher, Ex-Wormate, den Ball direkt in die Füße. Der neuerliche Rückstand war wie ein Schock. Nicht nur bei den Spielern, sondern im gesamten Stadion.

Das 1:2 war ein Nackenschlag. „Nach dem 1:1 dachte ich wirklich, das Spiel kippt zu unseren Gunsten. Wir schafften in drei Situationen nicht, den Ball weg zu verteidigen. Einfach mal den Ball in das Seitenaus dreschen. Die Mannschaft stößt einfach an ihre Grenzen“, spricht ein enttäuschter Peter Tretter, um gleich noch nachzulegen. „Das erste Mal, seit dem ich bei der Wormatia bin, fehlt mir der Glaube an mich selbst. Ich wusste um die Schwere der Aufgabe, habe auch mir, sehr viel mehr erhofft. Uns fehlt einfach die Qualität, um Paroli zu bieten.“

Platzverweis für Gegenspieler

Spätestens nach dem 1:3 für die Gäste kippte die Stimmung. Die Vortribüne stellte die Unterstützung ganz ein, die Fahnen und Banner wurden eingeholt. Nach dem Platzverweis von Gerezigher wurde das Spiel auch nicht besser: Der VfR hätte gefühlt noch weitere Stunden spielen können, ein Tor aus dem Spiel heraus, wäre nicht gefallen. Die einzige Gelegenheit wurde vom Schiedsrichter genommen. Nach einem Foul an Ramzi Ferjani, blieb diesmal der Pfiff aus.

Vortribüne fordert Mannschaft und Sportvorstand

Der Schuldige an der Misere der Wormatia wurde durch hörbare Rufe kund getan. Doch der Sportvorstand wie ein Teil der Mannschaft stellten sich nicht den Fans. Nur Jannik Sommer, Daniel Kasper, Damaceno, Elias Holzemer, Marco Bresser, Luca Pedretti, Jannis Reus und Lennart Grimmer hatten den Mumm sich der Vortribüne zu stellen. Wenn man dann sieht, wie einem Lennart Grimmer die Situation an die Nieren geht und gleichzeitig einige Kollegen dabei mit anderen Dingen beschäftigt sind, kann es einen schon traurig machen.

Das Herz der Wormatia haben zu wenige Spieler verinnerlicht. Ihr Anspruch und die gezeigte Leistung entsprechen Welten. Bei einem Abstieg werden sie sicherlich einen neuen Verein finden. Ein Großteil des Kaders hat keinen Vertrag für die neue Saison. Bei den gezeigten Leistungen ist es fast unvorstellbar, dass sie in der Regionalliga oder sogar noch höher, einen Verein finden werden. Auch wenn einige der Meinung sind, sie hätten das Zeug dazu. Wie sagte ein Zuschauer, beim Verlassen des Stadions: „Wenn man meint, es könnte nicht schlimmer kommen, wird man bei der Wormatia immer des Besseren belehrt.“