Schwäbische Zeitung: VfR Aalen verpasst nach Heimpackung den vorzeitigen Klassenerhalt

06.05.2023

Nichts war es mit dem vorzeitigen Klassenerhalt für den VfR Aalen. Die Mannschaft von Trainer Tobias Cramer unterlag Wormatia Worms in der heimischen Ostalb Arena mit 1:4.

VfR–Kapitän Alessandro Abruscia: „So können wir in den kommenden Wochen nicht auftreten

Statt Jubel und Erleichterung gab es nach Spielende Pfiffe von den Rängen und es herrschte Fassungslosigkeit. Aufgrund einer ganz schwachen zweiten Halbzeit ging der VfR Aalen als Verlierer vom Platz. Alle vier Gegentore fielen ab der 72. Minute. VfR–Kapitän Alessandro Abruscia war nach dem Spiel ratlos: „Was da am Ende passiert ist, ist unerklärlich. Wir führen bis zur 71. Minute mit 1:0 — dass wir dann innerhalb kürzester Zeit so zusammenbrechen und gegen Worms vier Gegentore kassieren ist einfach nicht zu erklären. Das müssen wir jetzt knallhart analysieren und besprechen. So können wir in den kommenden Wochen nicht auftreten.“ Bei bestem Fußballwetter hatte der VfR Aalen in der 13. Minute die erste Chance des Spiels. Ali Odabas setzte sich gut auf der linken Seite durch und flankte. Benjamin Kindsvater zog ab, doch der Abschluss war zu zentral und Torhüter Luca Pedretti konnte problemlos parieren. Nur vier Minuten hieß das Duell wieder Kindsvater gegen Pedretti. Erneut war am Wormser Torhüter kein Vorbeikommen. In der 21. Minute sendeten auch die Gäste ein erstes offensives Lebenszeichen. Den Abschluss von Lucas Torres knapp 20 Meter vor dem Tor, konnte Michael Schaupp entscheidend blocken. Im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit plätscherte das Spiel ein wenig vor sich hin — wie an einem letzten Spieltag, an dem es für beide Mannschaften um nichts mehr ging. In der 38. Minute wurden die rund 1200 Fans dann spektakulär aus ihrem „Schlaf“ gerissen.

Traumtor von Leon Volz

Durch ein Traumtor von Leon Volz ging der VfR Aalen überraschend mit 1:0 in Führung. Auf halbrechter Position zog Volz volley ab, der Ball knallte unter die Latte und ging ins Tor. Torhüter Pedretti konnte nur staunend hinterherschauen. In der 44. Minute verpasste Paolo Maiella das 2:0. Kindsvater auf der linken Seite und Maiella bekam den Ball nicht richtig unter Kontrolle. So ging es mit 1:0 in die Pause. Zu diesem Zeitpunkt wäre der VfR gerettet gewesen.

VfR fällt komplett auseinander

Doch es sollte komplett anders kommen. In der 51. Minute konnte Vico Meien, nach einem Fehlpass von Odabas, den Ausgleich gerade noch so verhindern, doch 20 Minuten später sollte dieser dann fallen. Der eingewechselte Sascha Korb ging zu lasch in den Zweikampf, so konnte sein Gegenspieler problemlos flanken. Der bislang so starke VfR–Torhüter Maurice Brauns konnte den Ball nicht festhalten. Nils Fischer reagierte am schnellsten und traf zum 1:1. Doch auch dieses Ergebnis wäre für den VfR noch absolut in Ordnung gewesen. Man hätte Worms auf Distanz gehalten. Die Gäste witterten nun ihre Chance — und wurden auch belohnt. Die Aalener nahmen nicht mehr aktiv am Spielgeschehen teil. Nach einem Eckball konnte Ramzi Ferjani in der 84. Minute völlig unbedrängt zum 2:1 einköpfen. Kristjan Arh Cesen stand zu weit weg von Ferjani. Fünf Minuten später ging das muntere Toreschießen weiter. Fischer setzte sich problemlos gegen Odabas und Meien durch und per Drehschuss erzielte er sein zweites Tor. Da bekanntlich aller guten Dinge drei sind, durfte sich Fischer sogar noch über sein drittes Tor freuen. In der VfR–Defensive herrschte Auflösungserscheinung. Fischer ließ Korb links linken und im zweiten Anlauf überwand er dann Brauns.

Paolo Maiella: „Es ist einfach bodenlos“

Mit 1:4 musste sich der VfR schließlich geschlagen geben. „Es ist einfach bodenlos. Wenn man bis zu 72. Minute mit 1:0 führt, darf man keine vier Gegentore mehr kassieren. Auch wie die Gegentore gefallen sind, war zu einfach. Jeder von uns muss sich an die Nase packen. Wir sind extrem enttäuscht, doch wir müssen dieses Ergebnis nun ganz schnell aus dem Kopf bekommen. Am Freitag geht es zum Top–Team TSG Hoffenheim II.“ Auch VfR–Trainer Tobias Cramer war enttäuscht: „Die Mannschaft hat die Druckbedingungen heute nicht wirklich weggesteckt. Speziell in der zweiten Halbzeit haben wir den Schritt weniger gemacht und keine Leidenschaft innerhalb des Verteidigens des eigenen Tores gezeigt. In den vergangenen Wochen hatten wir das hervorragend hinbekommen. Dann fällt so ein Ergebnis entsprechend hoch aus, weil die Kontersituationen enorm gut ausgespielt wurden.“

Drei Spieltage vor Saisonende hat der VfR nur noch vier Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, den Wormatia Worms inne hat.

VfR Aalen hat den Klassenerhalt weiter in eigener Hand

Obwohl man nun wieder mitten im Abstiegskampf steckt, ist Cramer sehr optimistisch: „Wir haben den Klassenerhalt immer noch in eigener Hand und sind auf niemanden angewiesen. Den ersten Matchball haben wir zwar noch nicht verwandelt, aber den zweiten oder dritten sollten wir dann verwandeln. Sonst wird es ganz, ganz eng.“ Um dann doch noch etwas versöhnlich zu enden: Nach motivierenden Worten der Ultras, verließen die VfR–Spieler unter Beifall den Rasen. Bereits am Freitag kann die Mannschaft bei der TSG Hoffenheim II zeigen, dass sie es viel besser kann.