Nibelungen Kurier | Keine Besserung nach Rücktritten

06.10.2024

Von Marcus Diehl  › Den Schalter einfach so umzulegen, ist schwerer als gesagt. Hoffnung, dass eine Besserung einkehren könne, bestand trotzdem bei eingefleischten Anhängern des Vereins. Die Mannschaft, die den Karren aus eigenen Stücken in den Sand gefahren hat, konnte jedoch keine Reaktion zeigen.

Beim Aufsteiger SC Idar-Oberstein kassierte der VfR Wormatia Worms die dritte Niederlage am Stück. Ein knappes 1:0 (1:0) stand am Ende zu Buche. Eine englische Woche ohne einen erzielten Punkt. 

Das Spiel in Idar-Oberstein ist verlaufen, wie so häufig. Wormatia mit mehr Ballbesitz. Torchancen waren Mangelware. Die Gastgeber hätten noch mehr Tore erzielen müssen. Durchsetzungsvermögen fast gleich null. Kaum Alternativen auf der Bank. Loechelt fehlte krank und Marquardt war verletzt, dazu zwei Rot gesperrte Spieler. Das Tor ist gefallen wie immer – nach einem Eckball.

Kommentar von Marcus Diehl

In Gonsenheim kann verloren werden; gegen Eppelborn und Idar-Oberstein aber nicht. Selbst wenn der VfR nur einen gesicherten Mittelfeldplatz anstreben würde, sollten diese zwei Partien eigentlich gewonnen werden. Es waren zwei Teams, die am Schluss mit sehr einfachen Mitteln die Sieger waren. Weil auch Spieler auf dem Platz waren, die vom Können und Talent her mit viel weniger gepriesen als die Wormatia daher kommen, ihr Herz aber für ihre Mannschaft auf dem Platz lassen. Über Kampf und Mentalität zu ihren Punkten kommen. Sie treten als Einheit auf. Genau diese Tribute bringen die VfR-Spieler nicht auf den Rasen. Sie präsentieren sich nicht als Mannschaft. Mentalität und Aggressivität in den Zweikämpfen fehlen absolut. Es stehen gefühlt „elf liebe Schwiegersöhne auf dem Platz“. Nur nicht da hingehen, wo es Schmerzen geben kann und Fehler eher bei den eigenen Mitspielern suchen, als bei einem selbst. Es ist Oberliga, nur mit Fußball spielen kommt man auch hier nicht weit. Hier werden alle Tugenden des Fußballs benötigt. 

Die Rücktritte des Trainerteams sind verständlich und nachvollziehbar. Co-Trainer Benny Früh war von allen Beteiligten, auf einfachen Deutsch gesagt, die ärmste Sau. Er musste am Ende ausbaden, was die sportliche Leitung in den Monaten davor alles verbockt hat. Dass eine Transferperiode nicht einfach zu händigen ist, wissen wir alle – zumal noch dazu kommt, dass einem finanziell die Hände gebunden sind. 

Es wurde nicht erreicht, die Abgänge qualitativ zu ersetzen. Eine Vincent Haber, Philipp Sonn oder Yannik Marx mit ihrer Zweikampfstärke, die auch bereit waren, einmal die Drecksarbeit zu erledigen. Mit Sentürk, Fesser und Azahaf ging die komplette Geschwindigkeit über die Außen flöten. Über Daniel Kasper gar nicht zu reden. Bei ihm war immer zu erkennen, wofür er stand. Kampf und Leidenschaft für sein Team. Er ist ein Mannschaftsspieler und keiner, der auf Ego-Trips aus war. 

Bei den Neuzugängen wurde wahrscheinlich vieles auf das Spielerische ausgelegt. Sicherlich haben sie alle Talent. Aber viel Talent bringt nicht automatisch „Wille und Ehrgeiz“ mit sich. Wenn dann noch die verbliebenen sogenannten Führungsspieler nicht abliefern, ist es nicht verwunderlich, dass der VfR im tristen Mittelfeld steht. Das momentan gesehen, denn die Spirale zeigt mehr nach unten als nach oben. Bei diesem Restprogramm kann einem angst und bange werden. 

Egal wer, ein neuer Trainer wird viel Arbeit vor sich haben. Es wird ein Trainer benötigt, der eine große Autorität aufweisen kann und bereit ist, jetzt schon den nächsten Neuaufbau einzuleiten. Seine erste Aufgabe wird sein, eine homogene Mannschaft zu formen und keine Rücksicht auf Eitelkeiten und Selbstverherrlichung zu nehmen. Es gehört mit starken Kräften aufgeräumt.