Nichts gegen sachliche Kritik

Nach anfänglichen Leistungsschwankungen ist Torhüter Tim Paterok zu einem ganz starken Rückhalt herangewachsen. Die Wormatia-Redaktion führte mit dem 22-jährigen Keeper, der als einer der ersten Stammspieler seinen Vertrag verlängerte, das folgende Interview.

 

 

Wormatia-Redaktion: Hallo Tim, viele Wormatia-Anhänger haben sich sehr gefreut, dass Du Deinen Vertrag frühzeitig verlängert hast. Was hat Dich dazu bewogen, in Worms zu bleiben?

Tim Paterok: Es gab für mich überhaupt keinen Grund wegzugehen, denn ich fühle mich hier pudelwohl. Natürlich hat man als Sportler immer das Ziel, bei einem höherklassigen Verein zu spielen, zumal ich in Hoffenheim ja schon mal Profiluft schnuppern konnte. Aber am Ende unserer erfolgreichen letzten Saison hat sich für mich die Frage eines Wechsels gar nicht gestellt. 

 

Wormatia-Redaktion: In der Vorrunde wechselten bei Dir Licht und Schatten,  vereinzelt gab es auch ziemlich heftige Kritik von den Rängen. Wie bist Du damit umgegangen?

Tim Paterok: Keinen lässt Kritik kalt, auch mich nicht. Aber ich bin ein Typ, der mit Kritik umgehen kann, sofern sie nicht polemisch ist. Ich habe die Kritik, die ja teilweise nicht unberechtigt war, angenommen. Und sie hat mich zusätzlich in dem Willen bestärkt, im Training noch härter zu arbeiten, um tagtäglich immer ein kleines Stückchen besser zu werden.

 

Wormatia-Redaktion: Das ist Dir zweifellos gelungen, Du hast eine tolle  Rückrunde gespielt. Wie erklärst Du Dir diese deutliche Leistungssteigerung? 

Tim Paterok: In den drei Jahren in Hoffenheim hatte ich ja nur ganz wenige Einsatzzeiten, zuletzt als 3. Torhüter im Bundesligakader überhaupt keine. Als ich dann nach Worms wechselte, hatte ich kaum Spielpraxis. Und die kann auch das beste Training nicht ersetzen. Daraus resultierte in den ersten Spielen eine gewisse Unsicherheit. Und in dem Bemühen, es besonders gut machen zu wollen, ging leider einiges daneben. Aber ich hatte in Sascha Eller einen Trainer, der mir vertraut und den Rücken gestärkt hat.

 

Wormatia-Redaktion: Das haben einige Fans leider nicht getan. Wie sehr haben Dich die Schmährufe von den Rängen – insbesondere beim Pokal-Aus gegen Zweibrücken – getroffen?

Tim Paterok: Leider ist gerade in diesem Spiel bei mir Vieles daneben gegangen. Aber es gibt immer wieder mal solche Tage, an denen Du das Beste willst und Dir trotzdem nichts gelingt. Wer ehrlich zu sich selbst ist, wird zugeben, dass er solche Tage auch schon einmal erlebt hat. Auch jene, die meinen, ihre Unzufriedenheit in teilweise beleidigenden Zurufen äußern zu müssen. Die stehen zwar selbst nicht auf dem Platz, sie sehen aber von außen immer alles besser.  

 

Wormatia-Redaktion:  Manche Nörgler haben Dir auch Überheblichkeit unterstellt. Wie siehst Du das?

Tim Paterok: Ich bin durchaus selbstbewusst, was auf dem Platz sicher kein Fehler ist. Ich bin aber auf keinen Fall arrogant, wie  vielleicht einige glauben. Was arrogant bedeutet, das habe ich in der einen Bundesligasaison in Hoffenheim erfahren müssen. Da standen viele Arrogante im Kader. Ich selbst habe immer für jeden ein offenes Ohr und stelle mich der Kritik, so lange sie sachlich bleibt. Und ich sehe mich durchaus auch selbstkritisch. Nach unserem 1:0-Sieg in Saabrücken wurde mir von allen Seiten zu einer überragenden Leistung gratuliert. Ich selbst war jedoch zu höchstens 80 Prozent mit meiner Leistung zufrieden.

 

Wormatia-Redaktion: Wie viele gute Torhüter warst Du ursprünglich mal Stürmer. Wie kam es zu dem Wechsel von ganz vorne nach ganz hinten?

Tim Paterok: Ja, ich habe in meiner Heimatstadt Paderborn bis zur U13 Mittelstürmer gespielt und viele Buden gemacht, war allerdings ziemlich lauffaul. Als wir dann in der U14 mal ein kurzes Trainingslager in der Sportschule Kaiserau absolvierten und kein Torwart dabei war, fragte mich der Trainer, ob ich’s nicht mal zwischen den Pfosten probieren wolle. Ich sagte spontan ja und gab damit das Startsignal zu meiner Karriere als Torhüter. 

 

Wormatia-Redaktion: Danach hast Du bis zur U19 beim SC Paderborn gespielt, dann folgte kurz vor Deinem 18. Geburtstag der Wechsel zur TSG Hoffenheim. Was war der Auslöser dafür?

Tim Paterok:  Das war Trainer Zsolt Petry, der ehemalige ungarische  Nationaltorwart. Von ihm hatte ich in Paderborn bereits viel gelernt, und als er dann den Nachwuchs der TSG Hoffenheim übernahm, folgte ich ihm ein Jahr später nach. Diesen Schritt habe ich nie bereut. Da ich kein besonders talentierter Torwart bin, musste ich mir alles hart erarbeiten. Und obwohl ich nur recht wenige Einsätze bekam, hat mich die Zeit in Hoffenheim sportlich ein großes Stück weitergebracht.

 

Wormatia-Redaktion: Bei Wormatia warst Du von Anfang an als Nummer 1 im Tor gesetzt. Daran wird sich auch kommende Saison nichts ändern. Mit welchen Erwartungen gehst Du in das neue Spieljahr?

Tim Paterok: Wir sollten die Sache genauso angehen wie letzte Saison: weder von Ab- noch Aufstieg sprechen, als verschworene Einheit auftreten, immer die bestmögliche Leistung anstreben und damit so viele Punkte wie möglich holen. Ich werde ganz sicher keinen bestimmten Tabellenplatz als Saisonziel nennen. Und obwohl wir in der Vorrunde kein echtes Heimspiel haben, sehe ich darin als positiv denkender Mensch keinen Nachteil. Ich freue mich vielmehr darauf, wenn wir im Herbst wieder zu Hause sind und wieder die volle Unterstützung unserer Fans haben.

 

Wormatia-Redaktion: Tim, wir danken Dir für dieses sehr offene, interessante Gespräch und wünsche Dir und der Mannschaft eine möglichst erfolgreiche Saison.

 

Das Interview führte Frank Beier