Das spricht die Wormser Zeitung:
Oberpfälzer treten die weite Heimreise mit der Roten Laterne an
Na also, geht doch! Der VfR Wormatia Worms kann nach ausgedehnter Durststrecke in der Fußball-Regionalliga Süd doch noch gewinnen. Und dann aber gleich richtig mit 4:1 (1:0) im Kellerduell über die bislang in zwölf Spielen sieglose Spielvereinigung Weiden. Schöner Nebeneffekt des ersten Dreiers, der unter VfR-Neutrainer Ronald Ronny Borchers eingetütet wurde: Das bisherige Schlusslicht reichte zugleich die Rote Laterne an die Oberpfälzer weiter.
So einfach. So schön. So lange her. Eine Siegesfeier mit zufriedenen Wormatia-Fans direkt nach Spielschluss am Zaun des Stadions in der Alzeyer Straße hat Seltenheitswert, seitdem der VfR vor zweieinhalb Jahren den Sprung in die Regionalliga schaffte. In dieser Saison liegen derlei Glücksgefühle schon wieder beinahe zwei Monate zurück. Ende August gelang den Wormsern mit einem 2:0-Erfolg über SV Wehen-Wiesbaden II der erste Saisonsieg.
Bis dieser seltene Moment eine Wiederholung erfuhr, mussten die Anhänger des VfR am Samstagmittag allerdings ein Wechselbad der Gefühle durchleben. Die Palette der Sinnesreize ging dabei von vorsichtiger Hoffnung nach dem schnellen Führungstreffer über Ärger und Enttäuschung ob einer drei viertel Stunde Angsthasen-Fußball bis hin zu Euphorie angesichts einer prima Leistung in der letzten halben Stunde der Partie.
Das Drei-Phasen-Fußballspiel von Wormatia Worms gegen die Spvgg. Weiden lässt sich dabei im Detail wie folgt aufdröseln. Wir haben ganz ordentlich angefangen, fand Ronny Borchers. Obgleich: Eine gehörige Portion Nervosität war bei den Jungs schon im Spiel. Die legte nach dem Führungstreffer (15.) aber nicht etwa der Hausherren ab, sondern vielmehr die Gäste aus der nördlichen Oberpfalz nahe der tschechischen Grenze. Lucas Oppermann fiel im Mittelkreis der Ball vor die Füße. Der zentrale Mittelfeldspieler marschierte kurzerhand los in Richtung Strafraum, umkurvte dabei einige Weidener, ein Lupfer über Torwart Tobias Linse – das 1:0.
Der Befreiungsschlag für die offensichtliche mentale Blockade der Wormser Kicker? Von wegen. Mehr und mehr nahm nun Weiden das Spiel in die Hand, auch wenn Wormatia durch Martin Gollasch (34.) oder Rudi Hübner (40.) weitere Einschussmöglichkeiten besaß. Ich hätte mir gewünscht, dass wir mit der Führung im Rücken den Ball sicherer laufen lassen, nervten Borchers die vielen Unsicherheiten seiner Defensivabteilung in dieser Spielphase schon ein wenig.
So blieb es schließlich dem Wormser Schlussmann Kevin Knödler vorbehalten, den knappen Vorsprung in die Pause zu retten. Erst brachte der beste Mann auf dem Platz – nach Fehlpass von Marco Stark – bei einem satten Schuss des frei auf ihn zulaufenden Jan Fischer gerade noch die Hand ans Spielgerät. Und fast mit dem Pausenpfiff doch noch der Ausgleich? Nico Beigang flankte, Akram Abdel-Haq nahm volley ab: Tor? Nein! Knödler rettete mit einer Glanztat der Marke Spitzenklasse.
Rein in Phase drei der Partie. Weiden machte weiter das Spiel. Wormatia – genauer: Stürmer Rudi Hübner – machte die Tore. Wir haben es dem Gegner echt leicht gemacht, die Tore zu schießen, war Gästecoach Günter Güttler nachher frustriert. Leicht? Eher leichtfüßig sah das aus, was das Wormatia-Mittelfeld urplötzlich auf den Rasen zauberte. Eine Traumkombination über Kevin Wittke, Christoph Böcher und Martin Gollasch fand den freigespielten Hübner, der nur noch den Fuß hinhalten musste (60.). Traumtor Nummer zwei: Gollasch flankte und Hübner donnerte seinen immerhin schon sechsten Saisontreffer volley in die Maschen (69.).
Dass mitten in die Hübner-Gala das 1:3 durch Ismail Morina fiel, weil der sträflich freigelassen unhaltbar ins linke Eck einschießen durfte (70.), änderte freilich nichts mehr an einer blitzsauberen finalen halben Stunde der Wormaten. Den zunächst dreckig erarbeiteten (Borchers) und schließlich glanzvoll herausgespielten 4:1-Sieg machte Oppermann mit einem sicher verwandelten Foulelfmeter (Hübner kam bei einem Konter zu Fall) in der Nachspielzeit perfekt. Die Feierlichkeiten der Fans am Zaun liefen da bereits auf Hochtouren.
Das spricht der Nibelungen-Kurier:
War dies der nächste und schon etwas größere Schritt zu besseren Taten?
Ronny Borchers brachte es auf der Pressekonferenz nach dem 4:1-Sieg bei seinem Heimdebut als neuer Wormatia-Coach auf den Punkt. "Ist es ein klasse und ein geiler Sieg, oder Halt die Schnauze und den Ball flach"? Er tat das Letztere und dies war auch absolut richtig. Denn es waren mit dem zweiten Saisonsieg auch nur drei Punkte, wenn auch die Wormaten die "Rote Laterne" als bisheriges Schlusslicht, den Gästen im Bus auf die Heimreise mitgegeben werden konnte. Denn realistisch gesehen sind es zum derzeitigen 15. Tabellenplatz, der am Saisonende den Klassenerhalt bedeuten würde und derzeit vom FSV Frankfurt eingenommen wird, zwar nur zwei Punkte Abstand, doch zum Tabellenvierzehnten SSV Ulm 46, deren noch vierzehn. Dies macht deutlich und daran ließ Ronny Borchers auch keinen Zweifel, dass es in den noch ausstehenden 22 Spielen ein langer Weg sein wird, will man den Klassenerhalt erreichen. Dies wollen alle Beteiligten, Spieler, Trainer, Vorstand, sportliche Leistung und die Fans.
Letztere feierten nach langer Abwesenheit auf der Gegengeraden, die Rückkehr auf ihren früher angestammten Platz auf der nördlichen Vortribüne, die zukünftig weiterhin Stehplatz bleiben wird und auch dementsprechend weniger kostet. Die Fans honorierten vom Anpfiff weg dies nicht nur durch ein sportlich-faires Verhalten, sondern unterstützten die Wormatia-Mannschaft, deren Auswechselbank vom Süden in den Norden, direkt vor den Fast gewandert war, in großem Maße, wofür Trainer und Spieler auch nach dem Schlusspfiff ein großes Lob verteilten.
Sie erlebten zu Beginn eine Wormatia-Elf mit großem Kämpferherz und unbedingtem Zug zum gegnerischen Tor. Bereits in der 15. Minute konnten sie die 1:0-Füghrung feiern. Nach einem Pressschlag im Mittelfeld, handelte Lucas Oppermann am schnellsten, ließ Freund und Feind stehen und lupfte gekonnt den Ball über den herausstürzenden Gästetorhüter Tobias Linse zur viel umjubelten Führung für die Wormaten in das gegnerische Tor. Eine zweite Gelegenheit auf fast gleiche Art und Weise von Lucas Oppermann konnte später aber der Weidener Torhüter verhindern.
Doch die Führung brachte keine entsprechende Ruhe in die Aktionen des Wormatia-Spiels und es zeigte sich den knapp 1000 Zuschauern, die vor allen Dingen in mentaler Hinsicht noch fest sitzenden bisherigen und teilweise unglücklichen Ergebnisse der elf Spiele zuvor. Zu ängstlich zogen sich die Wormaten viel zu weit zurück, standen zu tief und Weiden bekam auch spielerisch immer mehr Oberwasser. In dieser Phase bestätigte sich aber einmal mehr in positiver Art und Weisen, dass man mi Kevin Knödler einen großen Rückhalt im Tor hat.
Ein erfahrener Keeper. der aber aus seinen Taten kein besonders großes Aufsehen macht und auch nach Spielschluss nicht machen wollte, getreu dem Motto: Ein Torhüter muss das Rückgrat einer Mannschaft sein, will diese erfolgreich sein und hat dort zu stehen, wo er nun einmal auch stehen sollte. Dies ist nun einmal die Aufgabe einer Nummer Eins zwischen den Pfosten und die Wormaten können sich glücklich schätzen, den routinierten Kevin Knödler im Tor stehen zu haben, der auch Fehler seiner Vorderleute auszubügeln versteht. So auch gegen Weiden, als er nach einer halben Stunde Spielzeit gegen den nach einem Stark-Fehlpass frei auf ihn zulaufenden Jan Fischer, mit einem Super-Reflex noch die Hand an den Ball bekam. Ebenso unmittelbar vor dem Pausenpfiff, als er mit einer Super-Parade gegen Akram Abdel-Haq, den fast sicheren Ausgleich für die Gäste verhinderte. Zwei Riesenchancen, denen Ex-Bayern-Profi und jetziger Weidener Trainer Günter Güttler nicht zu Unrecht in der Pressekonferenz nachweinte. Wer weiß wie die Partie sodann gelaufen wäre. Auf der Gegenseite besaßen in der 35. und 43. Minute, aber auch die Wormaten die Möglichkeit durch Martin Gollasch und Rudi Hübner um auf 2:0 erhöhen zu können.
Wormatia-Coach Ronny Borchers dürfte froh gewesen sein als der Pausenpfiff ertönte und er seine Mannschaft wieder zu mehr positiven Taten aufmuntern konnte. Dieser Willen und auch das positive Umsetzen zeichnete sich nach Wiederanpfiff auf Wormatia-Seite allmählich ab und mit zwei Traum-Toren, nach jeweils voraus gegangenen Traumkombination aus der eigenen Abwehr heraus, konnte Rudi Hübner im Stile eines echten Torjägers in der 60. und 69. Minute auif 3:0 erhöhen. Letzter Vorlagengeber war jeweils Martin Gollasch, zuerst von der rechten und sodann von der linken Seite. Da fielen wohl zentnerschwere Steine den Wormaten vom Herzen, kostete aber für wenige Minuten die absolute Konzentration, die Weiden zwei Minuten später durch den sträflich ungedeckten Ismael Morina zum Anschlusstreffer zum 3:1 aus Wormatiasicht nutzen konnte. In der Folgezeit waren die Wormaten aber dem vierten Tor meist näher und einen lupenreinen Hatttrick von Rudi Hübner, verhinderte die allzu rustikal einsteigende Gästeabwehr (90+2) und den hieraus sich ergebenden Foulelfmeter verwandelte Lucas Oppermann souverän zum 4:1-Endstand.
Letztlich ein verdienter Wormatia-Sieg der gesamten Mannschaft, mit entsprechendem Glück und Klasseleistungen von Wormatia-Schlussmann Kevin Knödler in den ersten 45 Minuten. Wie sagte Wormatia-Coach Ronny Borchers bei seinem Antritt in Worms: "Glück ist auch eine Sache von Qualität". Bisher kaum zutage getretene Qualität, ließen die Mannen um Kapitän Sandro Rösner beim 4:1-Sieg gegen die Spvgg. Weiden teilweise aufblitzen und sind sicherloch noch ausbaufähig. Das nächste Heimspiel am kommenden Samstag um 14 Uhr gegen den FC Memmingen wird eine weitere Antwort darauf geben müssen.
Das erste von 22 noch sehr schweren Spielen, Denn gewonnen – sprich Klassenerhalt ist noch garnichts, aber ein klein wenig Hoffnung darf man nach diesem Spiel hegen. Einen bisher noch nicht erlebten Luxus in dieser Saison gab es in der Halbzeitpause zu sehen, als sich mit Matthias Lang, Niels Magin, Martin Röser, Fabio Silveira, Marc Heidenmann und dem "Neuen" Christian Grujicic, der auch im Verlauf der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, gleich ein halbes Dutzend und teilweise bewährter Spieler auf der Auswechselbank sitzend, sich warm liefen. Auch diese Konstellation könnte das Pflänzlein "Hoffnung im dritten Anlauf auf den sportlichen Klassenerhalt in der Regionalliga Süd", nicht nur am Leben erhalten sondern auch allmählich wachsen lassen.
Für Wormatia spielten: Kevin Knödler (Tor), Artur Krettek (89. Mathias Lang), Frank Schroer, Martin Gollasch (83. Martin Röser), Kevin Wittke (69. Christian Grujicic), Rudi Hübner, Christoph Böcher, Isaac Ojigwe, Marco Stark, Sandro Rösner, Lucas Oppermann.