Seit rund 100 Tagen ist Wormatias neuer Sport-Vorstand Oliver Schüttler jetzt im Amt – Zeit für eine erste kleine Zwischenbilanz. Die Wormatia-Redaktion sprach mit dem 49-Jährigen, hauptberuflich Alleinvorstand der Rhenania Worms AG, über seine bisher gewonnenen Eindrücke, seine Vorstellungen, Wünsche und Ziele.
Wormatia-Redaktion: Hallo, Oliver Schüttler, die ersten 100 Tage als Vorstand Sport beim VfR Wormatia liegen hinter Ihnen. Haben Sie Ihr neues Engagement in dieser Zeit schon mal bereut?
Oliver Schüttler: Nein, überhaupt nicht. Zumal ich außerordentlich positiv im Verein aufgenommen wurde. Überrascht war ich allerdings von der Dimension, die der VfR Wormatia mittlerweile erreicht hat. Kein Vergleich zu 1995/96, als ich die damals in der Verbandsliga spielende 1. Mannschaft zusammen mit Heinz-Jürgen Schlösser als Co-Trainer betreut habe. Seitdem ist der Verein zu einem kleinem Unternehmen mit vielen engagierten Mitarbeitern gewachsen. Vor allem die jüngste Entwicklung im Nachwuchsbereich und bei der U23 hat mich stark beeindruckt.
Wormatia-Redaktion: Was hat Sie dazu bewogen, die sicher nicht einfache Aufgabe als Sport-Vorstand zu übernehmen?
Oliver Schüttler: Schon vor längerer Zeit hat mich Tim Brauer gefragt, ob ich mir vorstellen könne, die Nachfolge des ausscheidenden Fritz Bergemann-Gorski anzutreten. Ich habe spontan zugesagt, weil ich in dieser Funktion eine reizvolle Herausforderung sah. Als aktiver Spieler und später als Trainer hatte ich bereits zwei Seiten des Fußballs aus unterschiedlichen Blickwinkeln erfahren. Nun wollte ich auch noch die dritte Seite als Mitverantwortlicher im Vorstand kennenlernen.
Wormatia-Redaktion: Und welche Erfahrungen haben Sie bisher in Ihrem neuen Tätigkeitsbereich gemacht?
Oliver Schüttler: Da ich ja Neuland betrat, musste ich mir erst mal einen Überblick verschaffen und die Vereinsstrukturen kennenlernen. Mittlerweile ist diese Einarbeitung abgeschlossen, und ich kann danach nur mit Hochachtung feststellen, wie gut, teilweise professionell der Verein organisiert ist. Das hat meinen Einstieg zweifellos erleichtert, wobei ich als Vorstand Sport nicht nur für das Regionalligateam, sondern auch für den Jugend- und U23-Bereich zuständig bin. Aber gerade da leisten vor allem Andreas Hahn und Holger Busch ganz hervorragende Arbeit.
Wormatia-Redaktion: Nach außen ist und bleibt jedoch die 1. Mannschaft das Aushängeschild. Wie weit sind da die Planungen für kommende Saison in der Regionalliga Südwest bereits gediehen?
Oliver Schüttler: Obwohl es zuletzt nicht optimal gelaufen ist, dürften am Klassenerhalt kaum noch Zweifel bestehen. Das versetzt uns in die komfortable Lage, erstmals seit langem wieder frühzeitig Planungssicherheit zu haben. Und wir haben schon in der Winterpause mit den Weiterverpflichtungen von Kapitän Florian Treske und Trainer Sascha Eller erste wichtige Weichen gestellt.
Wormatia-Redaktion: Aber danach hat sich bisher nichts mehr getan. Sind die weiteren Personalplanungen vorerst auf Eis gelegt?
Oliver Schüttler: Natürlich nicht. Unser Sportlicher Leiter Marcel Gebhardt ist ständig im Dialog mit den Spielern. Und nach dem bisher so unerwartet positiven Saisonverlauf gibt es eine klare Zielsetzung: Den aktuellen Spielerkader weitgehend zusammenzuhalten, um die Mannschaft auf dieser Grundlage kontinuierlich weiterzuentwickeln. Nur wenn wir diesen Weg konsequent weitergehen, dürfen wir darauf hoffen, in nicht allzu ferner Zeit mal ganz oben anzuklopfen. Ob wir allerdings alle Spieler, die wir gerne halten möchten, zum Bleiben bewegen können, ist nicht zuletzt auch eine finanzielle Frage. Und in dieser Hinsicht sind wir den U23-Teams der Profivereine hoffnungslos unterlegen.
Wormatia-Redaktion: Reifen denn in unserer eigenen U23 und in der A-Jugend Talente heran, die demnächst den Sprung nach oben schaffen können?
Oliver Schüttler: Der Leistungsunterschied zwischen Regionalliga und Landesliga sind schon gravierend. Deshalb wäre es schon ein großer Schritt nach vorne, wenn die U23 den Aufstieg in die Verbandsliga schaffen würde. Ausnahmetalente wie Sandro Loechelt, der letztes Jahr als damals noch 18-Jähriger einen Stammplatz im Regionalligateam erobert hat, gibt es leider nicht jedes Jahr. Umso erfreulicher ist es, dass uns der Sandro zumindest noch eine weitere Saison erhalten bleibt. Sein Vertrag läuft im Gegensatz zu allen anderen Stammspielern noch bis 2016.
Wormatia-Redaktion: Der Sportliche Leiter Marcel Gebhardt hat bereits mit einigen Spielern ganz konkret gesprochen. Wie weit sind die Verhandlungen mittlerweile gediehen?
Oliver Schüttler: Es gibt die erfreuliche Tendenz, dass die meisten Spieler gerne weiterhin das Wormatia-Trikot tragen möchten. Und ich denke, dass wir bereits in zwei, drei Wochen einige erfolgreiche Vertragsverlängerungen vermelden können.
Wormatia-Redaktion: Angenommen, der aktuelle Kader bleibt tatsächlich nahezu unverändert zusammen, werden dann höhere Ziele ins Auge gefasst?
Oliver Schüttler: Ziele sollte man sich immer setzen. Wir werden aber ganz sicher nicht den Aufstieg in die 3. Liga zur Vorgabe machen. Zumal man selbst als Meister nicht automatisch aufsteigt, sondern erst noch durch eine Qualifikation muss. Eigentlich ein Unding! Wir wollen nächste Saison versuchen, den Abstand zu den Spitzenteams der starken Regionalliga Südwest etwas zu verringern. Wenn das gelingt, wäre es schon ein Erfolg für uns.
Wormatia-Redaktion: Herr Schüttler, wir danken Ihnen für das interessante Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Freude und Erfolg bei Ihrer Arbeit zum Wohle unserer Wormatia.
Das Gespräch führte Frank Beier