Ein (sport-)politisches Prestigeprojekt
Elf Jahre nach dem Bau des Stadions hatte sich das einst schlechte Verhältnis zur Stadtverwaltung ins Gegenteil verkehrt. Nun wurde Wormatia nach Kräften unterstützt. Seit 1928 durfte der Verein fünf weitere Meisterschaften feiern und war in ganz Deutschland bekannt. Und nicht nur sportlich, auch politisch herrschten nun andere Zeiten. Seit 1934 führte SS-Obersturmführer Jakob Ritzheimer den Verein und die NSDAP sah im VfR Wormatia immer mehr ein Prestigeprojekt. 1938 wurde Alemannia Worms eingegliedert, im Januar 1939 folgte die Fusion mit dem Reichsbahn TSV zum Reichsbahn Turn- und Sportverein Wormatia 08 Worms. Ein solcher Großverein brauchte natürlich auch eine passende Spielstätte. Und so erfuhr das Wormatia-Stadion, das der Verein bereits 1933 offiziell in Adolf-Hitler-Stadion umbenannte, im Rahmen von Notstandsarbeiten einen großzügigen Umbau auf 25.000 Plätze.
Die Arbeiten begannen noch im Januar 1939. Fast die gesamte Anlage wurde abgerissen und um einige Meter versetzt neu errichtet. Lediglich das Kriegsdenkmal blieb samt eines Teils der Nordkurve an Ort und Stelle. Die neuen Stehränge erhielten 14 vor Ort gegossene Stehstufen aus Beton, die heute noch in den Kurven liegen. Die Haupttribüne wurde unter Wiederverwendung des alten Holzaufbaus neu aufgebaut und um eine Vortribüne auf 1.200 Sitzplätze erweitert. Dort gab es nun auch moderne Umkleidekabinen mit Warmwasserheizung und angegliederten Wasch- und Duschräumen. Das neue Spielfeld wurde mit Grassoden von der Bürgerweide begrünt und um den Platz zog sich eine vorschriftsgemäße 400-Meter-Aschenlaufbahn, eingefasst von einem Röhrengeländer und Ligusterbüschen. Im September 1940 war der Umbau auch mit den Anlagen für Hochsprung, Weitprung und Kugelstoßen vollendet. Das praktisch neue Stadion im Wert von 170.000 Reichsmark, was heute etwa 1,2 Mio. Euro entspricht, ging in den Besitz des Vereins über, das Gelände stellte die Stadt für 99 Jahre kostenlos in Erbbaurecht zur Verfügung. Eingeweiht wurde es am 22. September 1940 mit einem Benefizspiel für das Winterhilfswerk, 1.500 Zuschauer sahen ein 3:1 Wormatias gegen eine Südhessen-Auswahl.
Eigentlich hätte das Stadion der Mittelpunkt eines größeren Sportkomplexes sein sollen. Die Pläne von 1939 sahen zwei Übungsplätze hinter dem Clubhaus vor, im Osten sechs Tennisplätze und (getrennt durch eine Aufmarschstraße) ein Hallenbad mit Außenbecken, großer Spielwiese und Rollschuhbahn, am Stadioneingang im Norden einen Versammlungsplatz und zwei Parkplätze – alles akkurat eingesäumt von geschnittenen Platanen. Der 2. Weltkrieg verhinderte weitere Ausbauten und 1943 ging das Stadion samt Clubhaus gegen eine Entschädigung von 25.000 Reichsmark in den Besitz der Stadt. Mit Ausnahme der Tennisplätze wurden die Pläne in ihren Grundzügen bis 1965 schließlich doch noch verwirklicht.