Wormatia verliert im Bonner Schnee die Orientierung

Eine Stunde vor Spielbeginn gab es grünes Licht – es wird gespielt. Das Spielfeld war bedeckt mit einer dichten Schneedecke, nur die Linien und die Fünfmeterräume waren geräumt. Unter diesen Umständen war relativ schnell klar, dass die offiziell 600 Zuschauer fußballerisch nicht viel erwarten durften. Der Ball rollte nicht all zu weit, bei Dribblings war schon etwas Glück nötig, viel Zufall prägte das Geschehen und einige Spieler gingen aus Angst vor einer Rutschpartie nur vorsichtig zum Ball – was vor allem für die Abwehrspieler einen Balanceakt darstellte.

Nicht ins Schneegestöber stürzten sich neben den länger Verletzten auch die erkrankten Sandro Rösner und Michael Anicic, während Neuzugang Martin Gollasch zunächst auf der Bank platz nahm. So übernahm Niels Magin den Part neben Matthias Lang und zu Frank Schröer gesellte sich Marcel Gebhardt, während auf links Tobias Klotz zu seinem ersten Saisoneinsatz kam.

So richtig standsicher waren beide Mannschaften nicht, Wormatia hatte allerdings den besseren Auftakt. Manuel Rasp prüfte sogleich Torwart Hubert mit einem Fernschuss, den dieser zur Ecke lenkte (11.). Nach einem weiteren Rasp-Vorstoß fiel dann der Führungstreffer für die Wormaten. Marcel Gebhardt bekam den „zweiten Ball“ und versenkte diesen aus 25 Metern unhaltbar für den erstarrten Hubert (ob auf dem falschen Fuß erwischt oder kurzzeitig schneeblind war nicht zu erkennen) rechts unten im Netz (18.). Der Jubel hielt freilich nicht lange, denn schon drei Minuten später fiel der Ausgleich. Die Abwehr bekam den Ball nicht aus der Gefahrenzone, ein tödlicher Pass und der Ex-Gladbacher Bekim Kastrati blieb frei vor Thorsten Müller eiskalt. Danach kamen die Wormaten zu weiteren Chancen, doch Marcel Gebhardt zielte knapp vorbei (27.). Wenig später landete der Ball durch mehrere Beine hindurch irgendwie bei Manuel Rasp, der vom Elfmeterpunkt im Fallen um Zentimeter das Tor verfehlte. Kurz vor der Halbzeit kam dann auch Bonn nochmal vor’s Tor und war mit dem Schnee im Bunde. Ein verunglückter Befreiungsschlag landete mit viel Drall im eigenen Strafraum, wo Matthias Lang im Zweikampf mit Kastrati – halb ausrutschend, halb getroffen von dessen Ellbogen – zu Boden ging. Der Rest war Formsache und Kastratis Ablage zu Mager schob dieser sicher zum 2:1 ein (43.).

Wie Halbzeit eins endete, so begann auch die zweite Hälfte. Es waren drei Minuten gespielt, da wollte Matthias Lang einen langen Ball volley zurückschicken, semmelte jedoch vorbei und Quotschalla war auf und davon – 3:1, die Vorentscheidung. Wenig später war alles klar, als Philipp Stiller eine Kastrati-Flanke an die Hand bekam. Schiri Kleinschmidt entschied auf Elfmeter, den Karnay sicher verwandelte (55.). Während die Gastgeber auf rutschigem Geläuf nun den Dreh raus hatten, verloren die Wormaten die Orientierung und brachten nichts zählbares mehr zustande. Bonn dagegen kam noch zu mehreren Gelegenheiten, von denen Kastrati glücklicherweise nur noch eine nutzte und vom Strafraumeck den Ball über Müller hinweg ins Tor chippte (66.).

Während der Bonner SC dank der Spielabsagen zumindest vorübergehend die Abstiegsränge verlassen hat und sich mit Neuzugang Bekim Kastrati (heute an vier Toren beteiligt) offensiv kräftig verstärkt zeigt, sieht’s bei den Wormaten unverändert eher düster aus. Von Resignation war bei Trainer Jürgen Klotz nach dem Spiel trotzdem nichts zu spüren, schließlich sind immer noch 45 Punkte zu vergeben. Jetzt steht erstmal die rheinische Heimspielwoche an, wo binnen sieben Tagen nacheinander die Zweitvertretungen von Köln, Düsseldorf und „Lieblingsgegner“ Leverkusen (bisher 7 Punkte in drei Spielen) zu Gast sind. Gelingt endlich der erste Heimdreier?

Wormatia Worms
T. Müller – Stiller (66. Feller), Magin (60. Gollasch), Lang, Krettek – Mpassy-Nzoumba, Gebhardt, Schröer, Klotz – Rasp, Bouadoud (60. Heidenmann)