Unfassbar, einfach unfassbar! Wormatia gewinnt in Essen mit 3:0! Ein Doppelpack von Bouadoud und ein Treffer von Mpassy-Nzoumba sorgen für ein Ergebnis, dass sich selbst in der Halbzeitpause noch niemand vorstellen konnte. Und auch nach Schlusspfiff gabs neben Jubel auch immer noch ungläubiges Kopfschütteln ob der unglaublichen Wormser Abgezocktheit vor dem Tor in den zweiten 45 Minuten.
Eine Umstellung musste Trainer Klotz vornehmen, hatte sich Manuel Rasp doch im Abschlusstraining nochmal gezerrt. So fungierte Martin Gollasch als Sturmpartner für Zouhair Bouadoud, der seinen bisher einzigen Treffer bekanntlich im Hinspiel gegen Essen erzielte. Gollaschs Part übernahm der für Rasp ins Team gerutschte Niels Magin.
Zwei Teams im Aufwind trafen heute aufeinander. Während RWE seit 6 Spielen ungeschlagen war und 14 von 18 möglichen Punkten holte, waren die Wormaten immerhin drei Spiele ungeschlagen mit 7 von 9 möglichen Punkten. Allerdings hatte Essen zwei englische Wochen in den Knochen während die Wormaten durch den Trierer Spielausfall regenerieren konnten. Das merkte man auch, denn so spritzig wie beim letzten Aufeinandertreffen im Georg-Melches-Stadion (0:5), wo Wormatia nach vier Minuten schon 0:2 zurück lag und durchaus auch sieben oder acht Stück hätte kassieren können, war der Gastgeber bei weitem nicht. Die Klotz-Elf ließ diesen weitgehend das Spiel machen und versuchte aus einer stabilen Defensive heraus den ein oder anderen Konter zu setzen. Und weil beide Defensivreihen gut standen, gabs lange Zeit keine Torchancen in der ersten Halbzeit. Die Essener kamen zwar wesentlich öfter vors Tor, torgefährlich war das aber nicht und aus einem halben Dutzend Eckbällen sprang auch nichts heraus. Daniel Chitsulo hatte die erste Gelegenheit, stellte Thorsten Müller aber vor kein Problem (21.). Gefährlicher war da schon Marcel Gebhardts Freistoß, der nur um Zentimer das Tor verfehlte (31.). Die dickste Chance hatte aber Niels Magin, der wenige Meter frei vor dem Tor eine Linksflanke drüber donnerte (37.). Kurz vor dem Pausentee kam Essen dann zu drei Chancen, doch ein Schuss von Sebastian Stachnik (40.) sowie ein Schlenzer von Robert Mainka (44.) führten ebensowenig zum Erfolg, wie der zweite Versuch von Mainka, mit dem er Thorsten Müller erstmals ernsthaft prüfte (45.).
So konnten die knapp 100 mitgereisten Wormatianer in der Halbzeit zufrieden feststellen, dass ihr Team gut mithielt und ein Punktgewinn durchaus im Bereich des Möglichen lag. Was folgte, übertraf allerdings die kühnsten Vorstellungen. So begann die zweite Hälfte mit einem Paukenschlag. Zouhair Bouadoud und Martin Gollasch waren an die Strafraumkante gelangt und stocherten dort mit zwei Abwehrspielern um den Ball, der plötzlich frei vor Bouadouds Füßen lag und dieser den Ball aus wenigen Metern an Torwart Maczkowiak vorbei ins Netz spitzelte (49.). Ungläubiges Kopfschütteln mischte sich in den Torjubel im Gästeblock, so unerwartet kam dieser Treffer. Und das Kopfschütteln hörte nicht auf, angesichts der ungekannten Abgeklärtheit, mit der die Wormaten in der Folgezeit auftraten der Gastgeber hatte bis zur Nachspielzeit keine einzige Torchance mehr. Dafür jedoch die Wormaten, die dabei eine Kaltschnäuzigkeit an den Tag legten, wie man sie lange nicht mehr gesehen hat. Ein Steilpass von Martin Gollasch brachte die nächste Chance, die Bouadoud auch eiskalt nutzte: Aus stark abseitsverdächtiger Position schob er zum 2:0 ein (64.). Die Fans konnten kaum glauben, was sich dort vor ihre Augen abspielte, ungläubiges Grinsen und unglaublich, unfassbar-Gemurmel wo man auch hinblickte. Doch es ging weiter, denn nach einem mit Ansage perfekt getimten Steilpass von Gebhardt stand Bouadoud vor seinem Hattrick, schlenzte den Ball jedoch an den Pfosten. Jean-Claude Mpassy-Nzoumba rauschte heran und hämmerte den Abpraller humorlos direkt vor den Augen des Essener Fanblocks in die Maschen 3:0 (70.)! Einfach nicht zu fassen! Unterschiedlicher konnten die beiden Auftritte als Tabellenletzter in Essen nicht sein. Letztes Jahr ließ man sich völlig eingeschüchert nahezu abschießen und sehnte den Schlusspfiff herbei, und nun stand da eine Mannschaft auf dem Platz, die in der Schlussviertelstunde mit breiter Brust den Ball laufen ließ und wie selbstverständlich kraftlose Essener im Zweikampf abschüttelte. Und auch der kurz vor Schluss angeschlagene Thorsten Müller konnte nochmal brillieren, als er einen harten Freistoß aus dem Winkel faustete (92.). Dann war Schluss und Wormatia hatte tatsächlich den Deutschen Meister von 1955 in dessen Stadion bezwungen mit 3:0 (!)
Gerade mal vier Spiele hat der VfR nun benötigt, um sein bisheriges Punktekonto fast zu verdoppeln. Da passt das heute inflationär gebrauchte Wort am Besten: Unglaublich! Nun liegt der nächste Gegner im Abstiegskampf vor dem wieder erwachten Wormatiadrachen. Am Dienstag geht es nach Elversberg und Sonntags ist Preußen Münster zu Gast.
Wormatia Worms
T. Müller – Stiller, Rösner, Lang, Krettek – Schröer – Magin (72. Cuc), Gebhardt (84. Heidenmann), Mpassy-Nzoumba – Gollasch (75. Kassem-Saad), Bouadoud