Mit 47 Treffern die beste Offensive der Liga, mit 19 Gegentoren nach Tabellenführer Stuttgart die zweitbeste Defensive und trotzdem trennen Hoffenheim satte 15 Punkte von der Spitze. Genau einen Monat lang ab Ende August hatten die Jungprofis ihre Gegner reihenweise abgeschossen und 1860 München (7:0), unsere Wormatia (6:0), Pfullendorf (8:0) und Ingolstadt (5:0) in ihre Einzelteile zerlegt. Sechs Spiele, sechs Siege, 31:1 Tore (!). Erst Stuttgart stoppte die Überflieger und sorgte für ein kleines Tief, danach gab es wieder drei Siege, der letzte gegen Großaspach. Das war Ende Oktober, seitdem ist es vorbei mit der Hoffenheimer Herrlichkeit. In den letzten sechs Spielen wurden nur zwei kümmerliche Punkte geholt und drei Törchen erzielt.
Um wieder in die Spur zu kommen, ging es Mitte Februar für neun Tage ins Trainingslager in wärmere Gefilde. Statt Spanien oder Türkei hieß der Zielort Namibia. Für Trainer Frank Kramer (39) kein unbekanntes Terrain, hatte er doch zu seiner aktiven Zeit ein kleines Gastspiel beim Sportklub Windhoek. Auf Vermittlung von Torwart-Weltenbummler Lutz Pfannenstiel kam das ungewöhnliche Trainingslager zustande, das mit einem Unglück endete. Auf dem Weg zum Flughafen war der Hoffenheimer Bus auf nasser Fahrbahn in den Straßengraben gerutscht und umgekippt. Glück im Unglück, dass der Bus nicht gegen einen der in der Nähe stehenden Eisenpfeiler geprallt oder den Abhang auf der anderen Straßenseite hinuntergestürzt war. Neun Spieler und Betreuer mussten die Nacht im Krankenhaus verbringen, Physiotherapeutin Karolin Kieffer (Armbruch) und Torwarttrainer Cesar Thier (Rückenverletzung) gar eine Woche lang in Namibia bleiben und später zurückfliegen. Mehrere Spieler werden nun noch teils wochenlang fehlen. Philipp Klingmann, Leistungsträger rechts in der Viererkette, hat sich mehrere Rippen gebrochen, Torwart Daniel Lück zog sich eine Schulterblatt-Fraktur zu, Talent Ahmed Sassi einen Bänderriss, Manuel Gulde, Andreas Ludwig und die Stammspieler Dennis Thomalla und Robin Neupert erlitten Gehirnerschütterungen und schwere Schnittverletzungen. Zum ersten Training nach der Rückkehr fanden sich lediglich vier Spieler ein, weitere, darunter Kapitän Kai Herdling, schauten zumindest kurz vorbei, um sich ihre Verbände wechseln zu lassen. Klar, dass unter solchen Umständen die Partie gegen Memmingen verlegt werden musste. "So schrecklich das alles war: Es wird die Mannschaft noch mehr zusammenschweißen.", ist Trainer Kramer überzeugt. Wir wollen keine große Sonderbehandlung schiebt er hinterher, denn es soll bei einem Nachholspiel bleiben und gegen Wormatia wieder losgehen. Allerdings erst am Sonntag statt am Samstag elf gesunde Spieler bekommt Hoffenheim II doch noch nicht zusammen. Am Sonntag dagegen kann mit Aushilfen aus der U19 und dem erweiterten Profikader gespielt werden. Bereits angekündigt hat sich der Einsatz des bei den Profis noch suspendierten bosnischen Nationalspielers Sejad Salihovic. Freistöße in Strafraumnähe sollten daher tunlichst vermieden werden…